In Steven Soderberghs Actionkrimi “Haywire“ schlägt Gina Carano alles kurz und klein – actionreich, doch ihr fehlt die nötige Ausstrahlung.

"Sie sollten sie nicht als Frau betrachten. Das wäre ein Fehler." Als diese Warnung ausgesprochen wird, ist es schon zu spät. Längst hat sich Mallory Kane (Gina Carano) unmissverständlich als gnadenlose Kampfmaschine unvergesslich gemacht, die nicht mal eine Waffe braucht, um ihre zahlenmäßig weit überlegenen Gegner zu vernichten. Als Top-Mitarbeiterin einer Art Söldner-Firma erledigt sie Regierungsaufträge, aber bei einer Geiselbefreiung in Barcelona wurde mit falschen Karten gespielt: Der Befreite taucht wenig später als Leiche mit Kopfschuss wieder auf und Mallory gerät auf die Abschussliste ihres kriminellen Chefs und Ex-Lovers (Ewan McGregor). Doch auch der auf sie angesetzte Agent Paul (Michael Fassbender) muss erkennen, dass er die Schöne unterschätzt hat - spätestens als sein Kopf dem gnadenlosen Zangengriff ihrer stählernen Oberschenkel ausgesetzt ist.

Steven Soderbergh kann alles. Sensibles Arthouse-Kino ("Sex, Lügen & Video"), Hollywood-Blockbuster (die "Ocean's"-Trilogie), Polit-Biografien ("Che") und natürlich auch einen Actionkrimi mit dem Retrocharme der Siebziger. Genau das ist "Haywire", eine Art stilistische Fingerübung, die Steven Soderbergh ganz um seine Hauptdarstellerin, die ehemalige Mixed-Martial-Arts-Meisterin Gina Carano herumgebaut hat.

Dass sie fast alle spektakulären Kampfszenen, bei denen schon mal ein ganzes Hotelzimmer zu Bruch geht, ohne Stunt-Double absolvierte, ist beeindruckend, ändert aber nichts daran, dass der attraktiven Amazone die nötige Ausstrahlung fehlt, um einen Film wirklich zu tragen. Atemlos lässt sich ihre Flucht durch enge Gassen und überhohe Hausdächer verfolgen, doch wirklich mitfiebern dürfte kaum ein Zuschauer. Dafür bleibt ihre Mallory Kane als Persönlichkeit einfach zu blass. Mit Michael Douglas und Antonio Banderas hat sie charismatische Gegenspieler in Nebenrollen, die diesen Mangel deutlicher zutage treten lassen.

Im Unterschied zu Quentin Tarantino ("Kill Bill"), dessen Karriere ja auf dem einzigartigen Talent beruht, die Filmgeschichte clever zu plündern, belässt es Soderbergh dabei, den Ton, die Grundstimmung also, des 70er-Jahre-Actionkinos zu reproduzieren. Und zwar ohne ironische Brechung. Das Ergebnis ist deshalb ein Film, der zwar über 93 Minuten gut unterhält, aber im Gegensatz zum sonstigen Oeuvre des Regisseurs kaum intellektuellen Mehrwert bietet.

Bewertung: annehmbar

"Haywire" USA/Irland 2011, 93 Min., ab 16 J., R. Steven Soderbergh, D: Gina Carano, Ewan McGregor, Michael Fassbender, Michael Douglas, täglich im Cinemaxx Dammtor, UCI Mundsburg/Othmarschen/Smart-City; www.haywire-derfilm.de