Der Jazz prägte sie, darin fühlt sie ihre afrikanischen Wurzeln: Malia kommt mit der Nina-Simone-Hommage “Black Orchid“ am 14.3. in die Fabrik.

Hamburg. Jazz hörte sie zum ersten Mal mit 18. Damals jobbte Malia im renommierten 606 Club im Londoner Stadtteil Chelsea hinter der Bar. Als Hintergrundmusik für die dinierenden Gäste liefen Platten von Billie Holiday, Ella Fitzgerald, Sarah Vaughn und Nina Simone. Erst vier Jahre zuvor war das dunkelhäutige Mädchen mit seinen Eltern aus Malawi - der Vater war ein weißer Ingenieur - in die britische Metropole gezogen, in eine neue funkelnde Welt, die so völlig anders aussah als das postkoloniale Malawi, in der Malias Eltern nicht mal einen Fernseher besaßen. Die Zeit im 606 Club war prägend für Malia, im Jazz fühlte sie ihre afrikanischen Wurzeln, die britische Popmusik ließ den Teenager kalt.

In dem Club an der Lots Road begann auch ihre Karriere als Sängerin. Bevor die Hauptattraktionen des Abends auf die Bühne kamen, durfte Malia im Vorprogramm Jazz- und Soulstandards singen. 15 Jahre und vier Alben später hat sie sich an diese Zeit erinnert und das Album "Black Orchid" aufgenommen, eine Hommage an die von ihr hoch verehrte Nina Simone.

"Obwohl ich sie nie persönlich kennengelernt habe, hat sie mir Türen geöffnet. Sie ist so eine großartige Lehrerin darin gewesen, wie man Songs mit Stolz und Würde interpretiert. Jetzt fühle ich mich erwachsen und selbstsicher genug, diese großartigen Lieder auf meine Art zu interpretieren und meine eigenen Erfahrungen einzubringen", schreibt Malia im Booklet ihrer CD. Wie eigen ihr Umgang mit den Songs der 2003 verstorbenen amerikanischen Sängerin und Pianistin ist, zeigt sich schon in der Eröffnungsnummer von "Black Orchid": "My Baby Just Cares For Me" ist gegenüber dem Original im Tempo um die Hälfte verringert. Dadurch ändert sich auch die Bedeutung des Textes: Aus Nina Simones optimistischem Liebeslied wird ein Song, in dem Zweifel daran mitschwingen, ob der Geliebte sich wirklich um einen sorgen wird und seine Versprechungen nicht nur hohle Worthülsen bleiben.

Dass Nina Simone so einen großen Eindruck auf Malia hinterlassen hat, überrascht nicht. Die 1933 in North Carolina geborene Künstlerin gehörte in den 60er-Jahren aktiv zur Bürgerrechtsbewegung in den USA und war eine der Frauen, die in ihren Songs und in ihrem Auftreten schwarzes Selbstbewusstsein propagierten und mit "Backlash Blues", "Mississippi Goddam" und "Old Jim Crow" ihre Stimme gegen Rassismus und Segregation erhob. Auch Malia hat in ihrer Heimat Rassismus erfahren. Nachdem sie nach England gekommen war, las sie viel über die Geschichte der Sklaverei. In den Songs von Nina Simone fand sie die musikalische Entsprechung. "Das Leiden und die Rechtlosigkeit der schwarzen amerikanischen Frauen waren Themen, die Nina damals sehr beschäftigt haben. Was mich heute berührt, ist, dass ihre Songs auch dann noch gültig sind, wenn sich die sozialen Umstände verändert haben. Diese Songs haben eine unglaubliche menschliche Tiefe", sagt Malia über ihr großes Vorbild.

"Black Orchid" ist das beste Werk, das die inzwischen in Zürich lebende britische Sängerin herausgebracht hat. Ihre ersten drei Platten entstanden unter dem maßgeblichen Einfluss ihres ehemaligen Produzenten André Manoukian. Und der zwängte sie in ein Korsett aus überproduziertem gefälligen Pop-Soul, in dem die Qualität ihrer Stimme zwar durchschien, doch der von Keyboards und Streichern zugekleistert und mit einem tanzbaren Funk-Rhythmus unterlegt wurde. "Sekretärinnen-Soul mit Backfischromantik" ätzte die "taz" vor einigen Jahren noch über die Musik von Malia.

Das neue Album hat die 33 Jahre alte Künstlerin allein produziert, im Studio und auf der Bühne wird sie von einem federleicht und präzise musizierenden französischen Trio begleitet, mit dem sie auch ihre aktuelle Tournee absolviert. Auf "Black Orchid" wird Malia ihrem Vorbild Nina Simone durch ihre eigenwilligen und ergreifenden Interpretationen gerecht. Nein, schöner kann man wirklich nicht "Danke!" sagen.

Malia Mi 14.3., 21.00, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten zu 21,75 im Vorverkauf; www.jazzecho.de/malia