Der Privatsender Radio Hamburg hat laut einer neuen Höreranalyse den Titel des Marktführers im Hörfunk vom NDR wieder zurückerobert.

Hamburg. Der - fiktive - Wanderpokal für den Marktführer unter Hamburgs Radiosendern bekommt eine neue alte Plakette: Nachdem Radio Hamburg (RHH) den Titel nach der letzten Marktanalyse im Juli 2011 an NDR 90,3 abtreten musste, konnte das Team aus dem Semperhaus jetzt wieder am öffentlich-rechtlichen Konkurrenten vorbeiziehen, und das souverän.

Radio Hamburgs Marktanteil im Sendezeitraum von Montag bis Sonntag stieg von 20,4 auf 22,6 Prozent, während NDR 90,3 stabil bei 20,5 Prozent blieb. "Diese positive Entwicklung auf hohem Niveau freut uns sehr", sagt RHH-Geschäftsführer Carsten Neitzel, "generell bleiben die Menschen dem Radio treu. 80 Prozent aller Deutschen schalten täglich das Radio ein. Das ist ein gutes Signal für die Gattung Radio."

+++ Junge Hamburger hören wieder mehr Radio +++

Den dritten Platz sicherte sich traditionell NDR 2 mit 11,9 Prozent, gefolgt von N-Joy und Alster Radio/971xfm mit jeweils mit 4,1, Oldie 95 mit 3,9, NDR Info mit 3,7, NDR Kultur mit 3,7, Klassik Radio mit 3,0, R.SH mit 2,9, Energy mit 2,6, NDR 1 mit 2,0 und Delta Radio mit 1,6 Prozent. 52,9 Prozent Marktanteil entfielen auf öffentlich-rechtliche Hörfunkangebote (47,4 Prozent auf die NDR-Programme) gegenüber 44,3 Prozent für private.

Das heißt: Ein durchschnittlicher Hamburger Radiohörer, der 100 Minuten am Tag am Empfänger saß, hörte knapp 23 Minuten Radio Hamburg und 21 Minuten NDR 90,3. Werbeblöcke, Verkehrsfunk, Nachrichten, Moderationen und Songs waren Impulse zum Umschalten oder Dranbleiben.

Die gestern von der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein veröffentlichten Daten wurden 2011 von Media-Micro-Census erhoben - mit computergestützten Telefoninterviews unter 5200 Befragten ab zehn Jahren in Hamburg und Schleswig-Holstein. So konnte "repräsentativ" nach Hörgebieten (Hamburg, Ballungsraum mit Lauenburg, Pinneberg, Segeberg, Stormarn, Harburg und Stade, Schleswig-Holstein) aufgeschlüsselt werden. Gefragt wurde nach den Hörgewohnheiten am Vortag zwischen 5 und 24 Uhr, aufgeteilt in 15-Minuten-Fenster.

Daraus ließen sich nicht nur Marktanteile und Tagesreichweiten (welche Sender der Befragte am Vortag gehört hat und welche nicht), sondern auch Hördauer und Hörer pro durchschnittlicher Werbestunde errechnen. Dabei war für die werbefinanzierten Privatsender besonders der Zeitraum von Montag bis Freitag wichtig. Dort konnte Radio Hamburg den Marktanteil von 23,1 auf 25,8 Prozent steigern, Alster Radio/917xfm hingegen sank von 5,2 auf 4,0 Prozent, Oldie 95 und Energy von jeweils 3,2 auf 3,0 Prozent.

Erfreulich für alle war, dass die Hörfunknutzung an Werktagen bei jüngeren Zielgruppen zwischen 14 bis 29 Jahren trotz zahlreicher - digitaler - Alternativen nach langer Zeit wieder angestiegen ist. Die durchschnittliche tägliche Hördauer der Hamburger Befragten dieser Altersgruppen ist von 107 auf 148 Minuten gestiegen, insgesamt wurde in der Hansestadt täglich 187 Minuten Radio gehört. "Nach wie vor ist das Radio direkt nach dem Fernsehen das am meisten genutzte Medium", stellt NDR-Intendant Lutz Marmor fest. Aber das ist nur Statistik, entscheidend ist, frei nach der bewährten Fußballweisheit, auf dem Sendeplatz.