Hamburg. Das Massaker an einer kanadischen Universität im Dezember 1989, bei dem 14 Menschen getötet und 13 weitere verletzt wurden, war der Ausgangspunkt für den Dokumentarfilmer Patric Jean, sich mit dem Verhältnis von Männern und Frauen in der heutigen Gesellschaft zu beschäftigen. Bei dem Blutbad starben nur Frauen. Der Mörder hinterließ einen hasserfüllten Brief, in dem er Frauen als Feministinnen beschimpfte, die den Platz der Männer in der Gesellschaft einnehmen.

Dass die Realität anders aussieht, dass Frauen sehr häufig unter Männern zu leiden haben, zeigen die Szenen, in denen weibliche Opfer häuslicher Gewalt zu Wort kommen: Frauen, die von ihren Männern aus nichtigem Anlass grün und blau geschlagen werden, weil diese sich ihnen unterlegen fühlen.

Die zweite Hälfte von Jean Patrics Dokumentation ist deutlich stärker als die erste, weil die gezeigten Bilder und Interviews für sich sprechen. Andere Passagen bei einem Speed-Dating und in einer Klinik, in der Penisse verlängert werden, stehen unkommentiert nebeneinander, und man erkennt nicht den Zusammenhang des Gezeigten mit den Ursachen von Frauenfeindlichkeit.

Auch der Verkäufer eines Spielwarenladens, der sagt, dass Mädchen sich gern als Prinzessinnen verkleiden und sich lieber Imitationsspiele wünschen als Jungen, ist nicht wirklich neu.

Ein unkommentierter Satz wie "Mädchen haben keine Ziele, sondern Träume", ist nicht nur falsch, sondern ärgerlich. Auch die Bedeutung der verschiedenen Phallus-Symbole, die Patric im Laufe seines Films an eine Wand klebt, erschließt sich nicht. Dieser sicher gut gemeinten Dokumentation über das Patriarchat im 21. Jahrhundert fehlt es leider an einer ordnenden Hand und in Ermangelung an Erklärungen auch an Tiefgang.

"Die Herrschaft der Männer" heute 20.15 Uhr, Arte