Staatssekretär André Schmitz erklärt im Kultwerk West, wie man mit Kultur das Image hebt

Hamburg. Schielen wir von Hamburg aus zu oft nach Berlin, wenn es darum geht, wo das Kulturleben attraktiver ist? Das Kultwerk West hatte an Donnerstagabend Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz zum Gespräch eingeladen, um von ihm zu erfahren, ob es eine Hauptstadtkultur gibt und wie sie denn aussähe. "Kultur", so Schmitz, "ist in Berlin Chefsache. Das hebt das Image."

Richtig, offiziell ist Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit auch Kultursenator. Man sieht ihn im Theater, in der Oper, im Kino. Er eröffnet Festspiele und wird nie müde zu betonen, wie gut all diese Kulturveranstaltungen der Stadt tun. Fünf von sieben Touristen kommen der Kultur wegen nach Berlin. Die Stadt schätzt ihre Künstler, denn sie weiß, was sie an ihnen hat.

355 Millionen Euro beträgt der Kulturetat in Berlin. Die gleiche Summe kommt vom Bund dazu. Damit kann man viel veranstalten. Die Mieten für Künstler sind billig. Schmitz schätzt, dass Berlin weltweit über die größte Dichte an produzierenden und bildenden Künstlern verfügt. "Sie kommen aus London, Paris und New York zu uns. Wir wünschen uns das und werben dafür", sagte er "und sie werben wiederum in aller Welt für Berlin." Neudeutsch nennt man so etwas eine "Win-win-Situation" - beide Teile profitieren. Die Krux sei allerdings, dass es in Berlin immer noch kein Bürgertum gebe, das diese Kunst auch kaufen könne. "Ganz anders als in Hamburg", betont Schmitz.

Wo aber , fragte sich das Publikum, bemerkt man in Hamburg, dass die Stadt Kultur als Standortfaktor wertschätzt und als Plus einsetzt? Jede neue Kultursenatorin müht sich aufs Neue mit der unterfinanzierten Museumsstiftung, einer drohenden Schließung von Bücherhallen oder nicht eingehaltenen Ausgleichszahlungen für Tariferhöhungen bei Orchestern und Theatern ab. Ex-Kultursenator Ingo von Münch, als dessen Persönlicher Referent André Schmitz vor mehr als 20 Jahren in der Hamburger Kulturbehörde begann, saß im Publikum und wusste, wovon die Rede war. Schmitz wollte nicht glauben, dass sich an den zähen Kämpfen seit seiner Zeit kaum etwas geändert haben soll. "Ist es denn so, dass für Hamburg Kultur ein schönes Obendrauf ist, während sie in Berlin als Notwendigkeit angesehen wird?", fragte er.

Nein, so ist es nicht. Hamburg hat eine Menge Kultur zu bieten. Wenn doch auch das Stadtmarketing, Senat und Bürgerschaft sowie die "Entscheider" der Stadt öfter mal auf sie stolz wären. "Vielleicht", meinte ein Zuhörer, "sollten wir wieder für den Transrapid kämpfen. Dann könnten Berlin und Hamburg zusammenwachsen. Wir bringen die zahlenden Kunden, ihr die Künstler." Nein, das wäre nicht schön. Ein reiches, attraktives Kulturleben wollen wir hier auch. Und nicht nur, weil jeder im Kulturbereich ausgegebene Euro 1,6-mal wieder reinkommt.