Gitarrist und Sänger Abi Wallenstein liebt und lebt den Blues

Aus einem Provinzstädtchen im Rheinland kam ich Mitte der 60er zum Studium nach Hamburg. Dieser "ordentliche bürgerliche Berufsweg" war begleitet von meinem Hobby: Blues und Rockmusik.

Im Rheinland spielte ich in einer Beatband: Beatles, Hollies, Stones, Pretty Things. In Hamburg fand ich zu Anfang keine Mitmusiker, sodass ich begann, mich mit dem auch solo spielbaren Blues intensiver zu beschäftigen. Es war eine aufregende Zeit: Aufbruch aus und Rebellion gegen verkrustete und miefige Zustände lagen in der Luft. Dies spiegelte sich auch im Musikleben dieser Zeit wider: Überall wurde und konnte man die Gitarre auspacken und loslegen - in Parks, auf den Straßen, in Uni-Gebäuden, in immer zahlreicheren Musikkneipen.

"Mein" Blues, das war die Musik der gettoisierten Afroamerikaner, mit denen konnte man sich als rebellischer Student gut identifizieren. Als Solist vermisste ich jedoch in meinen Darbietungen die geballte Wucht einer Band: rockige Chuck-Berry-Riffs, wummeriger Bill-Wyman-Bass. Zu der Zeit trat ich öfters in den Pausen der Band City Preachers auf; deren Sängerin Inga Rumpf motivierte und inspirierte mich mit LPs, die sie mir auslieh. Ein Album elektrisierte mich: J. B. Lenoirs "Passionate Blues". Songs, die auch soziale und politische Themen zum Inhalt hatten und vor allem: ein Gitarrenstil, der einen pulsierenden Bass mit kurzen Melodie- und Akkordfetzen verband. In diesem Album lag das Fundament zur Entwicklung meines eigenen Stils, meiner Interpretation des Blues: Verschmelzung von Rock und Blues. Eine entscheidende Weichenstellung meines Lebensweges in Richtung professionelle Musikerlaufbahn.

"Passionate Blues" von J. B. Lenoir vereint 23 Songs