In einer neuen TV-Reihe rückt die Moderatorin ihren Gästen auf die Pelle

Aus ihrer Winterjacke ist Sarah Kuttner in den vergangenen Wochen nicht oft herausgekommen. Außendrehs auf den Straßen von Berlin, Straßenbefragungen bei strenger Kälte oder Schlackerschnee. Die 32-Jährige moderiert ein neues Magazin, nur ein Studio gibt es dafür nicht. Was wiederum Teil des redaktionellen Konzepts ist. Die Gäste werden nicht eingeladen, Kuttner und ihr Team rücken ihnen auf die Pelle. In der U-Bahn, im Foyer des Deutschen Bundestags, auf der Straße und dort, wo die Leute leben und wohnen. "Bambule - das Magazin" heißt die neue Reihe, die in Zukunft jeden Donnerstag um 21.45 Uhr auf ZDFneo ausgestrahlt wird. Auf Krawalle und RAF-Terror spielt der Titel nicht an, er steht eher für Provokation.

Mit der in Berlin geborenen Sarah Kuttner hat das ZDF eine erfahrene Moderatorin geholt. Als sie 2001 bei Viva gecastet wurde, galt sie mit ihren flapsigen Texten und ihrer naiv-fröhlichen Art lange als Rettung des Musikfernsehens, später hatte sie Shows bei Sat.1 und in der ARD. Sie scheut sich nicht davor, mit beiden Füßen in einen Fettnapf zu springen oder Bildungslücken zu offenbaren, sie besticht durch Schlagfertigkeit und ist das, was man im Volksmund eine Plaudertasche nennt. Dazu wirkt sie immer etwas kokett, aber auch charmant, offen und herzlich. Dass sie mit Sprache umgehen kann, zeigen ihre Kolumnen für die "Süddeutsche Zeitung" und den "Musikexpress" und nicht zuletzt ihre beiden Romane "Mängelexemplar" (2009) und "Wachstumsschmerz" (2011).

Ihr jüngster Roman erzählt von der Sehnsucht ihrer Generation, erwachsen zu werden, aber auch von der Angst davor. Aus diesen Fragen der 30- bis 40-Jährigen ergeben sich auch eine ganze Reihe von Themen, die in "Bambule" behandelt werden sollen. "Wir wollen keine Antworten geben, sondern Fragen stellen, die unsere Generation bewegen und im besten Fall dazu beitragen, dass unsere Zuschauer aus diesen Anstößen heraus eine eigene Haltung entwickeln", sagt sie. In der ersten von bisher 15 geplanten Folgen dreht sich vieles um den modernen Mann. Kuttner und ihr Team gehen der Frage nach, ob Geschlechterrollen völlig aufgelöst sind, Männer immer mehr zu Weicheiern mutieren und ob Hooligans die letzten wirklich echten Kerle sind.

"Wir gehen sehr ernsthaft mit unseren Themen um. Aber mir macht es auch Spaß, Quatsch zu machen", sagt Kuttner. In der ersten Ausgabe gehört Hollywood-Star Nicolas Cage zu ihren Interviewpartnern. Aber er wird nicht zu seinem aktuellen Film "Ghost Rider" befragt, sondern zu seinem Verständnis von "Weicheiern", passend zum übergeordneten Thema der ersten Sendung. "Auch mit Lars Eidinger und Mia haben wir nicht über ihren neuen Film und ihre neue CD gesprochen, sondern über Männlichkeit und Schönheit."

"Bambule" ist keine One-Woman-Show, denn neben Sarah Kuttner steht mit der 30 Jahre alten Johanna Maria Knothe noch eine weitere Journalistin vor der Kamera. Knothe hat für MTV gearbeitet, bei Künstlerdokus, Kurzfilmen und Musikvideos Regie geführt. In der ersten "Bambule"-Folge geht sie dem Thema "harte Jungs" unter Berliner Politikern nach. Wer hält sich selbst dafür und wer wird von den Kollegen mit diesem Prädikat bedacht? Kuttner beschreibt die Frau, die von Beginn an zum "Bambule"-Team gehört, mit den Worten: "Sie ist unglaublich schlau und schön und angenehm eckig. Dinge, die bei etwas, das ,Bambule' heißt, dringend passend sind."

Mit diesem Konzept möchte das Moderatorinnenduo an gängige Fernsehgewohnheiten kratzen. Kuttner: "Man muss aufpassen und aufmerksam sein. Als ich mir die erste Folge noch mal angesehen habe, dachte ich: Oh, sind wir schnell mit Schnitten und Themenwechseln. Allein das ist ja in der deutschen Fernsehlandschaft nahezu provokant." Knothe bringt die Qualitäten von "Bambule" in drei Worten auf den Punkt: "Wir kombinieren Stil, Hirn und Quatsch. Und das treffsicher."

"Bambule - das Magazin" heute, 21.45 Uhr, ZDFneo