Der eine hasst das Publikum und musiziert nur noch im Aufnahmestudio, der andere meidet die Konserve und spielt ausschließlich vor Leuten. Extremismus ist auch unter großen Pianisten selten, doch gibt es ihn, und er schlägt gerechterweise in beide Richtungen aus. Glenn Gould wurde zum pathologischen Konzertsaalmuffel, Grigory Sokolov, der 62 Jahre alte Meister aus St. Petersburg, hat mit seinem Plattenschaffen längst abgeschlossen.

Auch andere Medien können ihm gestohlen bleiben. Sokolov gibt keine Interviews und verabscheut das Fotografiertwerden. Dafür spielt er so begnadet und luzide Klavier, dass etliche Superlativsinnige ihn zum größten Pianisten unserer Zeit ausgerufen haben.

Falls Sokolov sich nicht kurzfristig anders besinnt (was bei ihm durchaus vorkommen soll), spielt er bei seinem ProArte-Auftritt ankündigungsgemäß die "Suite en ré" des französischen Barockkomponisten Jean-Philippe Rameau und Mozarts Sonate Nr. 8 a-Moll KV 310 sowie, nach der Pause, Brahms' Variationen über ein Thema von Händel sowie die 3 Intermezzi op. 117. Und mit Zugaben geizt er nicht.

Grigory Sokolov Mo 5.3. 19.30 Laeiszhalle (U Gänsemarkt) Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 20,- bis 75,- unter T. 01805 66 36 61