Mit ihren sonnigen Reggae- und Soulnummern gastiert Selah Sue am 1.3. im Gruenspan

Als Selah Sue beim Reeperbahn-Festival im vergangenen September die Bühne des Gruenspans betrat, galt die 22-jährige Belgierin hierzulande noch als Geheimtipp. Die deutsche Pop-Landschaft reagiert eben äußerst verlangsamt. Erst nachträglich haben sich die belebten Reggae- und Soulnummern ihres Debütalbums in das Gedächtnis des Sommers geschrieben. Weil "Raggamuffin" so tief in den Hörer hineingreift, "This World" so wunderbar schwitzig groovt und man "Break" wirklich herrlich hören kann, wenn sich die Sommergrillrunde langsam auflöst und nur noch der harte Kern um die letzte Glut in der Nachtwärme sitzt und still und ernst philosophiert, wie es nur die begeisterungsfähige Jugend kann. Und so hat Selah Sue im Oktober gleich das nächste Konzert in Hamburg spielen können und wurde in der Hamburger Prinzenbar umjubelt.

Groovige, fette Basslinien prägten ihren Auftritt ebenso wie zarte Balladen. Dann verließ die äußerst fähige Rhythmustruppe die Bühne und gab Selah Sue den Raum und die Zeit, die sie manchmal braucht. Kraftvoll schwangen die Saiten ihrer Akustikgitarre, schlugen manchmal zurück an das Holz und untermauerten das Zentrum ihre Stücke: Selah Sues Stimme.

Nun kommt die Künstlerin mit der mähnigen, fast vogelnestverwandten Haarpracht und den blau strahlenden Augen wieder ins Gruenspan und ist dem ihr vom Fernsehsender Arte verpassten Titel der "Future Queen Of Soul" schon etwas näher gekommen.

Sanne Putseys, so der bürgerliche Name der Sängerin, befindet sich noch mitten im Höhenflug des im Frühjahr 2011erschienenen Albums "Selah Sue". Die Fakten sind bekannt: Milow hat sie entdeckt, Patrice hat sie produziert und Prince ist ihr verfallen. Putseys hatte einen Solo-Auftritt im Vorprogramm des Weltstars bei seiner Show in Antwerpen gegeben und diesen Magier des Pop selbst verzaubert.

Und es scheint wirklich, als hätte die junge Sängerin einen besonderen musikalischen Geist eingesogen. Dieses kleine Geschöpf, so mitteleuropäisch blond und hell, etwas niedlich sogar, ist beseelt von der kraftvollen, leidenschaftlichen Musikalität des Soul, die sie sich bei ihren Vorbildern Erykah Badu und Lauryn Hill abgeschaut hat. Mit einer tiefen, wie durch andere Zeiten und Länder gereisten Stimme, die einen fest in die Arme nimmt, belebt Selah Sue ihre Stücke auf ihre eigene Weise. Dabei eignet sie sich jamaikanische und afroamerikanische Musikstile an und formt sie in ihren eigenen Sound um. So sind viele Songs zwar geprägt vom speziellen Offbeat-Riddim des Reggaes, von der hypnotischen Basslastigkeit des Raggas, finden dann aber zurück in den Pop. Selah Sues Qualität entwickelt sich an den Gegensätzen, die sie verkörpert.

Selah Sue Do 1.3. 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Eintritt 20,90; Internet: www.selahsue.com