Wenn am 3. März wieder der Tag des Punks begangen wird, dann vergessen die meisten, wo alles wirklich begann. Wie immer blickt die Welt auf London, wo im Buckingham Palace die Festlichkeiten dafür ausgerichtet werden. Schon heute ist man gespannt, welch wilde Frisur die Queen dieses Jahr tragen wird und welchen Song sie zum Besten gibt. Letztes Jahr war das "California Uber Alles".

Doch während England feiert, bleibt es in Hamburg ruhig. Ein paar Wissende treffen sich bei Oma Hans zu Kaffee und Kuchen, später gibt das Bier bei Onkel Otto. Dabei ist Punk ohne Hamburg gar nicht denkbar. Hier war es, wo alles entstand.

Die ersten Punks waren Seemänner aus Übersee, die Anfang der 70er mit bunten Haaren hier strandeten und eine Musik mitbrachten, die man so noch nie gehört hatte. Auf Ukulelen, Schrott und nackten Leibern erzeugten sie Lieder, die vielleicht nicht immer nur schön klangen, aber denen eine neuartige Energie innezuwohnen schien. Dazu skandierte man Parolen wie etwa "Mukoluk Piruti, Mukoluk Piruti, Mu-mukoluk Pi-piruti", was überseeisch ist und so viel wie "Scheiß Piraten, Scheiß Piraten, Sch-eiß Pi-piraten" bedeutet.

Allein der Name Punk entlehnt sich dem hamburgischen Punkelpott, ein Eintopf, der im Freien zubereitet wird und dessen Grundzutat Bier ist, die restlichen Zutaten sind jedem freigestellt.

Ein Sid Vicious ging in Blankenese zur Schule, hieß damals noch Jens Süllemann. Malcolm McLaren castete hier, ähnlich Klaus Lemke, all seine Protagonisten. Und nicht nur die Sex Pistols sind so hier entstanden, man munkelt, auch das Konzept Hans Albers stamme von McLaren. Ebenso wie die Steilshooper Speeldeels.

1984 war dann Schluss. Der Senat tauschte Punk gegen Musicals. Eine Entscheidung, die man bereute, und so baut man derzeit am Hafen unter dem Motto "Punk und Prunk" die größte Punkhalle der Welt. Namensgeber ist Elbphil Kenia, der Gründer der Punkband Dosenhass.