Laeiszhalle. Hysterisch bejubelte Stars und Ohnmachtsanfälle weiblicher Fans sind keine Erfindung unserer Zeit. Die Oper des 18. Jahrhunderts sorgte für ähnliche Wallungen. Kastraten und Sopranistinnen lieferten sich wahre Wettkämpfe und spalteten das Publikum schon mal in gründlich verfeindete Lager: Immer noch schneller, weiter, höher sollten die Koloraturen gurgeln, noch intensiver das Timbre leuchten, noch mehr Drama der Ausdruck transportieren.

Heute Abend unternehmen Antonio Florio und sein Ensemble "I Turchini" eine Zeitreise in die Stadt, die im 18. Jahrhundert zu den bedeutendsten europäischen Musikzentren gehörte: nach Neapel. Unter dem Motto "Angeli e demoni", zu Deutsch "Engel und Dämonen", hauchen die Sopranistin Valentina Varriale und der Tenor Pino de Vittorio der versunkenen Welt der neapolitanischen Oper in einem halbszenischen Programm neues Leben ein. Florio, der selbst als Musikwissenschaftler in Neapel forscht, hat dafür Arien, Duette und Instrumentalstücke von Komponisten zusammengestellt, die heute kaum noch jemand kennt, aber damals oft ähnlich gefeiert wurden wie die Sänger. Ruhm war eben auch vor 300 Jahren schon vergänglich.

"Angeli e demoni" heute, 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz. Karten zu 9,90 bis 38,50 unter T. 0180/178 79 80 (bundesweit zum Ortstarif, max. 42 Cent pro Minute)