Eindrucksvoll entfalteten die Franzosen live ihre hymnischen Kompositionen zwischen Rock und Techno - und sorgten für fast sakrale Momente.

Hamburg. Es ist eng. Es ist laut. Aber überall nur glückliche Gesichter. Als habe jemand stimulierende Glückskekse verteilt. Auslöser dieser Euphorie sind vier Musiker auf der Bühne des Uebel & Gefährlich. Anthony Gonzalez, ein dünner kurzhaariger Typ, ist das Zentrum dieses Klangkosmos, der aus den Lautsprechern dröhnt und im Auditorium für stetige Serotonin-Schübe sorgt.

M83 hat er sein im Jahr 2000 in Antibes gegründetes Elektro-Projekt genannt, M83 steht für den Millionen von Lichtjahren entfernten Spiralnebel Messier 83. Was Gonzalez und seine Band auf der Bühne fabrizieren, ist jedoch keine kosmische Sphärenmusik, sondern ein beinharter Mix aus Rock und Techno.

Fünf Platten hat M83 seit ihrer Gründung veröffentlicht, der größte Wurf war bisher das im vergangenen Jahr erschienene Doppelalbum "Hurry Up, We're Dreaming" inklusive des Megahits "Midnight City". Live entfalten die Studiowerkeleien des Franzosen noch eine besondere Qualität, insbesondere durch den Schlagzeuger des Quartetts. Die Techno-Beats wirken von Hand getrommelt organischer, als das eine computergesteuerte Drum-Machine leisten könnte, auch die Gitarren schlagen die Brücke zum Rock.

Vor allem aber ist jede von Gonzalez' Kompositionen hymnisch. Über die Keyboards lässt er gewaltige Klanggebilde entstehen, zu denen man einen Flug über die Bergmassive des Himalajas genauso assoziieren kann wie vom Sturm gepeitschte Wellen oder in den ruhigen Passagen den Blick in den hohen Säulengang einer gotischen Kathedrale. In vielen Momenten bekommt die Musik von M83 etwas Sakrales, sie ist dem Himmel zugewandt, so als wollten ihre Schöpfer sie mit voller Wucht in Richtung von Messier 83 schicken.

Für die begeisterten Zuhörer geht es nach 75 Minuten abwärts, aus dem vierten Stock des Hochbunkers an der Feldstraße auf die Straße. Der Gesichtsausdruck hat sich beim kollektiven Treppensteigen nicht geändert: Er bleibt selig.