Studenten der HFBK zeigen ihre Abschlussarbeiten drei Tage lang in einer Ausstellung. Das beste Werk wird mit dem Karl-H.-Ditze-Preis geehrt.

Hamburg. Absolventenstau in der Hochschule für bildende Künste: Mit 80 Absolventen liegt man in diesem Jahr weit über der Vorjahreszahl. Grund dafür sind die letzten, auf Abschluss zielenden Diplomjahrgänge, die jetzt gemeinsam mit dem ersten Masterjahrgang ihre Abschlussarbeiten zeigen. 64 von ihnen haben sich zur öffentlichen Präsentation in der Hochschule entschieden. Und wie in jedem Jahr durchläuft eine Fachjury die Klassen der HFBK, um die beste Abschlussarbeit mit dem Karl-H.-Ditze-Preis zu ehren. Zu verteilen gibt es insgesamt 10.000 Euro, ein kräftiges, aber ebenso notwendiges Plus nach zuletzt 7500 Euro. Erfahrungsgemäß wird der Preis gesplittet.

Ein erster, nicht zwingend repräsentativer Blick auf die Absolventen 2011/12 verrät: von unkontrollierten Rauschzuständen wird man nach dem Genuss dieses Jahrgangs nicht verfolgt. Er gibt sich ausgewogen und von exakter Zielvorgabe gezeichnet.

Zum Beispiel Susanne Stroh, die Alphabet und Worte mittels eines Vektorensystems in geometrische Figuren umwandelt. Trapezförmige Figuren, Winkel in unterschiedlichen Lagen bauen sich in einem ihrer Bilder entlang einer vertikalen Linie auf und meinen doch etwas ganz anderes als reine Formspielerei. Hinter dem Fall ihrer zart gezeichneten Figuren verbirgt sich nichts anderes als Erich Frieds Liebesgedicht "Was es ist".

Auch bei Julia Phillips existiert ein fest umrissenes Thema, das der "Abweichung". Unter anderem filmte sie vier Models auf einem Laufsteg. Vier voneinander abweichende Bewegungsrhythmen, die sich nun in einer Videoskulptur zu einer körperlich "unterbrochenen" Figur zusammenfügen.

Thema finden, recherchieren, Material und künstlerische Umsetzung suchen. Überwiegend junge Künstlerinnen schlagen diesen planenden Kunstweg ein. Johanna Tiedtke fand ihn im Thema Paradies. Als großformatig gemalte und bearbeitete Collage konfrontiert sie den Garten Eden mit einem schwarzen Spiegel, Anspielung auf die kosmischen schwarzen Löcher und zugleich dialektisches Spiel aus Fülle und Nichts.

Oder Christin Kaiser. Einen ganzen Raum verwandelte sie in einen grünblau oszillierenden See mit einer Insel aus nicht ganz ineinander passenden Quadern. "Souvenir", Titel ihrer Installation, umspielt die Themen Gedächtnis und Andenken mit dem symbolträchtigen, von Utopie und arkadischem Ort handelnden Bild der Insel.

Schließlich zeigt sich auch Sebastian Ribeiro-Silveira mit seinen kinetischen Objekten einem klassischen Thema, das der Maschine nämlich, verpflichtet. Eine auf das Bildermachen programmierte Schreibmaschine scheint gerade der Sinnkrise verfallen zu sein, indem sie nichts als leere Blätter produziert, während an einem Leuchtkasten zwei "Spieler" den eigenen Herzschlag wie Kickerfiguren auf das Spielfeld schicken.

Dionysische Ausflüge, um mit Nietzsche zu sprechen, gibt es aber auch. Allen voran Simon Hehemann und Stefan Vogel, die ihre Ateliersituation in einem Meer aus Gips verewigten. Hunderte von leeren Bierflaschen, "eingefroren" in Gips, erinnern an die Überreste berauschender Stimulanzen. Und Martin Meiser, wie Hehemann/Vogel bereits galerienerprobt, lädt zu seiner Installation "Endspiel" ein, einem bühnenartigen Ambiente, in das sich der Betrachter nahtlos einfügen kann und soll. Kiosk, Tisch, Fußballübertragung und auf die Wand projizierte Zaungäste laden zur aktiven Teilnahme der Besucher ein.

Absolventenausstellung 2012, 24. bis 26. Februar, täglich 14 bis 20 Uhr, Hochschule für bildende Künste (U Mundsburg), Lerchenfeld, öffentliche Führungen täglich 15 und 18 Uhr, Telefonnummer 040/428 98 92 05; Infos im Internet unter www.hfbk-hamburg.de

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