Speech Debelle rappt und singt auf Kampnagel über soziale und private Unruhen

Ihre Stärke trägt Speech Debelle bereits in ihrem Namen. Die Sprache. Die Rede. Die Worte, die sie impulsiv nach außen schleudert. Rap mit einer Nachricht, einer Haltung. Intoniert zu Beats, die mal pumpen, mal ein softes Sprungtuch weben für ihre Stimme. Die ist dunkel, betörend und zugleich wendig wie ein hakenschlagender Hase.

Auf ihrem neuen, zweiten Album "Freedom Of Speech", das sie am Sonnabend auf Kampnagel präsentiert, ist es vor allem ein Song, der bereits vorab für Furore sorgte. Speech Debelle, die mit bürgerlichem Namen Corynne Elliott heißt, jamaikanische Wurzeln hat und in London lebt, lieferte mit "Blaze Up The Fire" eine Art Kommentar zu den Krawallen in ihrer Heimatstadt. Zwar entstand die Nummer bereits vor den Ausschreitungen im Sommer 2011. Doch ihren Zeilen wurde schnell deutende Funktion attestiert. "Sometimes you need to blaze up a fire / Let it be known for the record, your honor", heißt es da. "Mitunter muss man ein Feuer entfachen / Nehmen Sie das zu Protokoll, Euer Ehren", skandiert die 1983 geborene Hip-Hopperin.

Auch in "Collapse" widmet sich die Künstlerin einem kollektiven Problem. Sie verdeutlicht, wie Gesellschaften vom Öl abhängig sind, um ihre Mobilität aufrechtzuerhalten, wie zugleich aber Mensch und Natur ausgebeutet werden. Und sie bietet Lösungen an: "We have to start working together like a human crew." Gemeinsam aktiv werden. Occupy lässt grüßen. Doch die junge Frau betreibt nicht bloß Sozialkritik, sondern wendet sich auch privaten Themen zu. In "X Marks The Spot" erzählt sie etwa davon, wie jemand nicht von einer alten Liebe lassen kann.

Produzent Eg Wite verhalf auch schon Adele zu einem hitverdächtigen Sound

Letztlich ist es das Credo der persönlichen und der politischen Freiheit, das Speech Debelle propagiert. Da verwundert es kaum, dass sie auf ihrem Plattencover mit in die Höhe gestrecktem Arm wie eine lässige Variante der Freiheitsstatue wirkt. Im Spoken-Word-Kontext ist ein Henry Rollins allerdings immer noch wütender, eine Ursula Rucker akzentuierter. Speech Debelle klingt da wesentlich geschmeidiger. Deutlich hörbar ist die Klangfarbe, die Eg White einbrachte. Der Produzent verhalf bereits Adele, Duffy und Lana Del Rey zu hitverdächtigem Sound, der charmantes Retroknistern impliziert. Speech Debelles Nummer "I'm With It" zum Beispiel ist mit eingängigen Disco-Streichern unterlegt.

Für den Mix aus Hip-Hop, Soul und Pop, der ihr Debüt "Speech Therapy" prägte, wurde Speech Debelle 2009 mit dem renommierten Mercury Prize gekürt. Der kommerzielle Erfolg stellte sich nicht ein, doch das mag sich bald ändern. Eine Coverversion ihres Titels "Spinnin'" wurde zum offiziellen Song der Olympischen Spiele 2012 gewählt. Ein großes Publikum für ihre Worte.

Speech Debelle Sa 25.2., 21.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestr. 20, Eintritt: 12,-; www.speechdebelle.com