Sie wollen in den Sommerferien ans Meer fahren, und Ihre Familie ist sich uneins, wohin die Reise gehen soll? An die Ostsee, auf die Kanaren oder - ganz solidarisch - auf eine Kykladeninsel?

Wie bei der Suche nach einem neuen Bundespräsidenten hilft da vielleicht ein Kompromiss, um der Zwickmühle zu entgehen: Verzichten Sie auf die ohnehin oft überschätzten zugemüllten Sandstrände und algenübersäten Buchten, fahren Sie in die Berge, nach Südtirol, ins Tannheimer Tal oder in die Vogesen, und nehmen Sie die rucksacktaugliche Anthologie "Die Berge" mit.

Auf einer Almwiese sitzend, den Gämsen oder einer Sennerin zusehend, lesen Sie Verse von schönster Anmut, die den mythischen Reiz, die Erhabenheit der Berggipfel verdeutlichen und belegen, dass es auch ohne Sandburgen und Wellenreiter geht. Das - mit einem Segantini-Umschlagmotiv versehene - Reclam-Heft bietet Vertrautes und neu zu Entdeckendes, quer durch die Weltliteraturgeschichte. Von Shelley, Thoma, Eichendorff, Szymborska, Gernhardt, Christian Wagner und Gottfried Keller, dessen "Wieder vorwärts!" so beginnt: "Berghinan vom kühlen Grund / Durch den Wald zum Felsenknauf / Haucht des Frühlings holder Mund, / Tausend Augen tun sich auf."

So etwas werden Sie in Ahrenshoop, Bibione, Quimper und Matala nicht erleben. Deshalb: Augen auf bei der Urlaubs- und Lektürewahl!

"Die Berge. Gedichte" Herausgegeben von Dietmar Jaegle. Reclam Verlag, 127 Seiten, 4 Euro