Ensemble Resonanz und HipHop Academy Hamburg führen auf Kampnagel ihr Gemeinschaftswerk “Sampled Identity“ auf

Kampnagel. Auf einem Werbeclip zu "Sampled Identity" hört und sieht man fünf junge Tänzer vom Ensemble der HipHop Academy Hamburg schön unbeholfen ein paar Millisekunden auf einer Geige herumkratzen. Jeder erkennt sofort: nicht so ihre Tasse Tee, das Instrument. Leider versagt der kurze Film den komplementären Anblick: Die acht am Projekt beteiligten Streicher des Ensembles Resonanz, wie sie breakdancen, rappen, mit Mundgeräuschen ein ganzes Schlagzeugorchester imitieren - und dabei wohl ähnlich Schiffbruch erleiden dürften.

Können sich Angehörige zweier urbaner Kulturen aus zwei Generationen und aus derselben Stadt, die sonst kaum Berührungspunkte haben, überhaupt miteinander verständigen? Oder sprechen sie - bei aller Verwandtschaft in der Ernsthaftigkeit, mit der sie ihre Kunst betreiben, und bei aller möglichen gegenseitigen Faszination - doch zwei grundverschiedene Sprachen, unübersetzbar die eine in die andere? "Sampled Identity" sucht nach Antworten auf diese Fragen. Bei der Premiere des in monatelanger Arbeit entstandenen Stücks am Freitag auf Kampnagel wird sich zeigen, wie weit die Klassiker ihr angestammtes Terrain verlassen konnten, und was die technisch brillanten Jugendkultur-Vertreter von der Begegnung mit dem Streicher-Oktett mitgenommen haben.

Ein gemeinsamer Auftritt bei einem Kinderkonzert im Kulturpalast Billstedt im vergangenen Frühjahr weckte das Interesse aneinander. Man lernte sich kennen, und bald schälte sich mithilfe des österreichischen Regisseurs Volker Schmidt eine Form heraus, die, ausgehend von biografischen Partikeln der Beteiligten, für die Bühne taugen würde. Tobias Schwencke schrieb dazu eine Musik, die Material aus der Klassik von Bach über Beethoven bis zu Schostakowitsch in die Klanglichkeit von Scratching und HipHop-Rhythmik hineinschiebt. Dadurch entsteht ein fortgesetzter V-Effekt. Der Human-Beatboxer Guido Höper unterlegt die verschobene Klassik bisweilen mit seinen virtuos artikulierten percussiven Sounds und macht den Streichern dabei ganz schön Beine.

Beeindruckend das Solo des groß gewachsenen Can Gülec, dem es beim Erzählen von einer Party vor Scham plötzlich die Sprache verschlägt. Wie bei einem Tic zuckt erst der Kopf, bald greift die Bewegung auf den Körper über und wird zu einem Tanz (Choreografie Dennis "Kooné" Kuhnert). "Sampled Identity" verspricht Vergnügen und tiefere Bedeutung.

"Sampled Identity", Fr 24.2., 20.00 (Premiere) Kampnagel (Bus 172, 173) Jarrestraße 20, weitere Vorstellungen 25. und 26.2. jew. 20.00, Tickets 10,- bis 30,- unter T. 270 949 49