Der 22-jährige Berliner veröffentlichte gerade sein Album “Die Phantasie wird siegen“ und kommt mit Wohlfühl-Pop zum Konzert nach Hamburg.

Hamburg. Wenn er Mundharmonika spielt, klingt er wie Bob Dylan. Auch Max Prosas hübscher Lockenkopf erinnert an den jungen Liedermacher aus Minnesota, als dieser Anfang der 60er-Jahre mit seiner Gitarre in die Clubs des New Yorker Village kam und zum Schwarm vieler Mädchen wurde. Auch der 22 Jahre alte Berliner ist so ein Junge mit der Gitarre, doch sind seine Songs nicht politisch wie die seines amerikanischen Vorbildes. Prosa ist eher ein Frauenversteher und -betörer wie zum Beispiel in den "Visionen von Marie". Wobei angemerkt werden muss, dass Dylan im Laufe seines langen Schaffens sich auch mit manchem Lied vor den von ihm geliebten Frauen verbeugt hat wie in "Sarah" oder "To Ramona".

Doch Max Prosa, der gerade das Album "Die Phantasie wird siegen" veröffentlicht hat, gehört zum Genre des gerade wieder äußerst populären deutschen Wohlfühl-Pop. Gesellschaftspolitische Aussagen hat er nicht in seinem Liederbuch, auch wenn seine Poesie manchmal einen etwas düsteren Touch hat, wenn er etwa von den "Abgründen der Stadt" singt und sich "tief im Gefängnis der Welt" wiederfindet. Aber das sind eher poetische Chiffren, in denen er sich gefällt, die aber mehr mit einem melancholischen Lebensgefühl zu tun haben als mit einer kritischen Auseinandersetzung seiner Umwelt. Prosa steht in einer Reihe von Sängern wie Philipp Poisel, Tim Bendzko, Andreas Bourani und Johannes Oerding. Allen gemeinsam ist, dass sie vor allem weibliche Zuhörer ansprechen, weil die sich in den gefühligen, manchmal auch kitschigen Texten eher wiederfinden als ihre männlichen Pendants.

Selbst Boy gehört zu diesem Wohlfühl-Pop, auch wenn es eine Mädchenband ist, die auf Englisch singt. Aber zwischen ihren Fans und denen der oben genannten Sänger gibt es große Schnittmengen. Diese "Mädchenmusik" hat Tradition in Deutschland. Vor dieser aktuellen Generation der singenden und Gitarre oder Klavier spielenden Twens war es vor allem Xavier Naidoo, der 1998 mit seinem Debütalbum "Nicht von dieser Welt" und fünf daraus ausgekoppelten Singles einen Mega-Erfolg landete und zum Frauen-Idol der Generationen Ü20, Ü30, Ü40 und Ü50 wurde. Für jeden Liebeskummer und für jedes einsame Herz hatte er den passenden Song im Repertoire, auch wenn er später seine Texte in einen christlichen Kontext stellte. Aber seinen Zuhörerinnen war das egal, sie konnte die für ihre individuelle Situation passenden Zeilen herausfiltern.

Max Prosa ist der jüngste in dieser Phalanx der populären deutschen Singer-Songwriter. Aufgewachsen ist er in Charlottenburg, einem bürgerlichen Berliner Stadtteil. Nach dem Abitur mit 17 fing er an, Physik und Philosophie zu studieren, doch die Musik und viele nächtliche Auftritte in Berliner Underground-Clubs standen der nötigen Disziplin für ein Studium entgegen. Prosa schmiss hin, zog ins angesagte, etwas schmuddelige, aber billige Neukölln und konzentrierte sich aufs Songschreiben. Clueso, inzwischen einer der erfolgreichsten deutschen Pop-Künstler, wurde auf ihn aufmerksam und ließ ihn im Vorprogramm seiner ausverkauften Hallentour spielen. Ein Glücksfall für den jungen Folksänger, denn dort begegnete er bereits seinen potenziellen Fans von heute. Einige Max-Prosa-Shows der laufenden Tournee sind bereits ausverkauft, das Album sprang in der ersten Woche in die Top 20. Max Prosa ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufgetaucht. Wie Bob Dylan damals.

Max Prosa So 19.2., 20.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 14,50 im Vvk.; www.maxprosa.de