Der Netz-Navigator führt heute zur möglichen Zukunft der Roten Flora

World Wide Web. Wie sähe es wohl aus, wenn die Rote Flora, Hort des linken Widerstandes inmitten des Schanzenviertels, tatsächlich verkauft würde? Und zwar nicht an irgendwen, sondern an einen Großkonzern, der aus ihr eine weitere Filiale samt Leuchtreklame und Schaufenster macht?

Die Vorstellung fällt schwer, gehört die Rote Flora doch schon seit mehr als 22 Jahren als Autonomes Zentrum zum Stadtbild. Doch mit ein paar technischen Hilfsmitteln wird aus der Schreckensvorstellung der Linken und den Wünschen so manchen Investors ruckzuck Realität. Zumindest im Bild.

Im Foto-Blog "Tote Flora" macht sich der Unmut des von der Gentrifizierung bedrohten Viertels einmal auf andere Art und Weise Luft. Fast 100 Fotomontagen sind dort schon zusammengekommen: Die Rote Flora als Fast-Food-Restaurant, als Autohaus oder Erotikkino, als Klamottenladen oder Supermarkt. Andere kreative Geister legen noch eine Schippe drauf: Für sie wird die Flora zum Disneyland, zur Geisterbahn oder zur Außenstelle der Scientology-Sekte, zur Kulisse aus Alfred Hitchcocks "Psycho" oder zum Amtssitz des frisch zurückgetretenen Bundespräsidenten.

In den Bildern zeigt sich zum einen die große Angst davor, dass mit dem Wegfall der Roten Flora auch das Schanzenviertel endgültig Teil des großstädtischen Einerleis wird, in dem nur noch der Umsatzstärkste das Sagen hat. Zum anderen, dass wirksamer Protest nicht immer Worte braucht.

Denn auch wer politisch mit den Ansichten der Besetzer - und der Aussicht auf sie - so gar nichts anfangen kann, muss zugeben, dass die Bilder keine schönen Visionen sind: Kaffeehausfilialen und Elektronikkaufhäuser gibt es in Hamburg schließlich schon mehr als genug. Ein seit mehr als zwei Jahrzehnten bestehendes linksalternatives Zentrum, das zwar längst nicht immer alles richtig, aber auch sicher nicht alles falsch macht, das gibt es in dieser Form nur einmal.

Was wäre, wenn ...: tote-flora.tumblr.com