Das spröde Drama “Police, adjective“ ist eine radikale existenzialistische Studie. Über weite Strecken passiert nichts. Kein Publikumshit.

Es ist eine bemerkenswerte Diskrepanz: Während rumänische Filme bei internationalen Festivals Preise abräumen, will sie in der Heimat kaum jemand sehen. Der Rumäne, so sagen Landeskenner, sitze eben lieber vor dem Fernseher oder schaue Hollywood-Blockbuster. Dass Cannes-Sieger Cristian Mungiu es mit seinem Drama "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" auf 90.000 Zuschauer brachte, ist da schon eine Sensation.

Eine, die Corneliu Porumboius ungleich radikalerer Film "Police, adjective" nicht wiederholen konnte. Wer diese existenzialistische Studie anschaut, weiß sofort, warum: Es passiert über weite Strecken nichts. Jedenfalls nichts Aufregendes, steht die Hauptfigur, der Polizeibeamte Cristi (Dragos Bucur), doch hauptsächlich in Hauseingängen herum oder folgt einem Verdächtigen durch die Straßen einer Kleinstadt. Die Anschuldigung: Der beschattete Schüler soll mit Freunden Haschisch geraucht haben - in Rumänien eine Straftat, die mit Haft geahndet wird. Cristi hat den Auftrag, Beweise zu sammeln, doch sein Gewissen regt sich: Er will es nicht auf sich nehmen, wegen einer, wie er es sieht, Lappalie das Leben eines Menschen zu zerstören.

Es sind Bilder von ungeheurer formaler Strenge und Trostlosigkeit, von bröckelnden Hausfassaden und grauen Bürofluren, in die Porumboiu seine Figuren stellt. Menschen, die einander Fremdkörper sind, ohne emotionalen Kontakt, schweigsam, den Blick meist zu Boden gerichtet. Wie eine Versuchsanordnung wirkt das alles, kühl und distanziert. Vom Schüler und seinem Umfeld erfahren wir fast nichts, die Kamera zeigt ihn stets aus der Entfernung. Auch der Polizist bleibt seltsam fremd, unpersönlich, nicht greifbar. Ein Film, der in seiner Radikalität an die kargen Dramen eines Robert Bresson ("Pickpocket") erinnert. Ein Festivalsieger, kein Publikumshit.

Bewertung: empfehlenswert

"Police, adjective" Rum. 2009, 113 Min., o. A., R: Corneliu Porumboiu, D: Dragos Bucur, Vladimir Ivanov, täglich im 3001 (OmU); www.peripherfilm.de