Jimmy Edgar designt Funktronica im Baalsaal

Wunderkind zu sein bedeutet vor allem Stress, Stress, Stress. Nur kurz ist der Welpenschutz, dann hat man bitte schön abzuliefern. Und das ist gar nicht so einfach, wenn man mit 15 so ziemlich alles tun sollte, bloß nicht nachts auf irgendwelchen abgefuckten Raves in Detroit Platten auflegen. Jimmy Edgar, Jahrgang 1983, hat es getan, Ende der 90er war er schon als Teenager das ganz heiße Ding unter den Fittichen der Techno-Gottväter Derrick May und Juan Atkins.

Sex, Drogen, Ballerbeats - Jimmy Edgar bekam früh seinen Scheffel Inspiration für seine ersten Plattendeals bei Isophlux und Poker Flat, aber Massive Beats waren schnell zu wenig für den Multiinstrumentalisten und späteren Modefotografen. Gerechte Maßstäbe setzte das Album "Color Strip" (Warp, 2006): ein irrsinniger Collagen-Trip in einen Rausch-Strudel aus Hip-Hop, Rammel-R'n'B, Kraftwerk und 80er-Synth-Funk. Das war weniger eine Platte, eher ein Hochschrecken in einem unbekannten Club zu einer unbekannten Zeit mit einem/einer Unbekannten im Arm. Wer bin ich? Wo bin ich? Und warum?

Auf seinem dritten Album "XXX" (!k7, 2010) ließ der Wahlberliner die Zügel etwas lockerer, schliff die Kanten ab für nachvollziehbar poppigere Songkonturen. Weniger Avantgarde, mehr Mode. Aber auch das klingt anziehend.

Jimmy Edgar, Matt Moroder Sa 18.2., 23.59, Baalsaal (U St. Pauli), Reeperbahn 25, Eintritt 9,-; www.jimmyedgar.com