Hamburg. Einer der ersten Konzerthöhepunkte des noch jungen Jahres: Franz Schuberts "Winterreise", gesungen von Christoph Prégardien und begleitet vom Ensemble Berlin. Die zehn Musiker spielten gestern in einer Matinee im kleinen Saal der Laeiszhalle mit dem wundervoll musikalisch und organisch singenden Tenor die 2008 gemeinsam uraufgeführte Fassung für Bläserquintett und Streichquintett des Augsburger Oboisten Wolfgang Renz.

Zu Prégardiens interpretatorischer Klugheit, die Pathos und Sentimentalität sicher umschifft und umso eindrücklicher die triste Seele des liebeswunden Wanderers zur Klangrede bringt, fügt sich ein überaus filigraner Satz für das Ensemble, der gewissermaßen das Beste dreier Welten verknüpft: zwei Gattungen der Instrumentalmusik mit der des Liederabends. Aus beiden Quintetten addiert sich die strukturelle Komplexität und Intimität von Kammermusik zu einer Summe aus subtil changierenden Klangfarben.

Klar, dass in "Die Post", der Nummer 13 des 24 Lieder umfassenden Zyklus, nun tatsächlich das Horn das Motiv des Postillons bläst. Doch Renz' Bearbeitung trägt neben dem Notentext auch behutsam den mehrheitlich trüben Stimmungen Rechnung, die den Wanderer umtreiben. Fahl bläst die Klarinette, energisch und vergebens bäumt sich im Kontrabass eine kleine Kantilene auf. Der voll besetzte Saal bejubelte die Interpreten am Ende so vehement, wie er zuvor beinahe hustenfrei still zugehört hatte.