Wenn Brigitte Kölle, 44, aus dem Fenster ihres Büros in der Kunsthalle blickt, hat sie die Binnenalster vor Augen - und weiß, dass es eine gute Idee war, vor vier Jahren von Düsseldorf nach Hamburg zu ziehen. Die neue Kuratorin für zeitgenössische Kunst, die jetzt an der Kunsthalle ihren Einstand mit der Louise-Bourgeois-Ausstellung - und deren Riesenspinne "Maman" - gibt, wurde in Tübingen geboren. Mit Kunst hatte sie als Kind nicht viel zu tun, der Vater war Russischlehrer, die Mutter Naturwissenschaftlerin. Über ihre erste große Liebe, einen 16-Jährigen, der unbedingt Künstler werden wollte, kam sie selbst zur Kunst. Sie studierte in Hildesheim Kulturwissenschaften, ging unter anderem nach New York und sammelte vielfältige Erfahrungen als Kuratorin.

Die Entscheidung für Hamburg war zunächst einem Stellenangebot ihres Mannes geschuldet, der als Kontrabassist beim NDR Sinfonieorchester arbeitet. Die Familie zog nach Wellingsbüttel, wo sie ein Backsteinhaus bezog und es in Eigenleistung sanierte. "Ich mag die zurückhaltende, aber stets aufrichtige Art der Hamburger sehr und finde die Stadt wunderschön", sagt die promovierte Kunstexpertin. Wenn sie Zeit hat, widmet sie sich den beiden Töchtern und unternimmt etwas mit der Familie. Und was macht sie besonders gern? "Ich lese zeitgenössische Literatur", sagt sie, ohne nachdenken zu müssen. "Meine zweite große Leidenschaft neben der Kunst."