“In Darkness“ erzählt bewegend ein wahres Drama aus der NS-Zeit. Eine albtraumhafte Geschichte, ergreifend und beklemmend.

Ein wahre Geschichte: 1943 hatten sich polnische Juden in den Abwasserkanälen der Stadt Lvov (Lemberg, seit 1939 zur Ukraine gehörend) versteckt, um den Gaskammern von Auschwitz zu entkommen. Vor diesem Hintergrund erzählt Agnieszka Holland ("Hitlerjunge Salomon") die Geschichte von Leopold Socha (Robert Wieckiewicz), einem eigennützigen Kanalarbeiter, der nach Zerschlagung des jüdischen Gettos von Lvov in die Verlegenheit gerät, einigen Flüchtlingen (u. a. dargestellt von Maria Schrader, Benno Fürmann und Herbert Knaup) helfen zu müssen - gegen Bares. Unter den Straßen von Lvov kennt er sich bestens aus, und so versteckt er die Juden in einem Gewölbe und versorgt sie mit Lebensmitteln. Auf engstem Raum zusammengepfercht, müssen sie auf unbestimmte Zeit ausharren - in Nässe, Schmutz, Gestank und Dunkelheit.

Der Film überzeugt vor allem durch die moralische Ambivalenz der Hauptfigur

"In Darkness" ist eine albtraumhafte Geschichte, ergreifend und beklemmend, gewiss auch eine Zumutung. Einmal erstickt eine Frau ihr neugeborenes Baby, damit sein Schreien die Gruppe nicht verrät. Eine Gnadenlosigkeit, die den Film fast zu erdrücken droht. Holland setzt dabei auf Überwältigung anstatt auf argumentative Auseinandersetzung. Gleich zu Beginn werden nackte Frauen durch den Wald getrieben und von ukrainischen Kollaborateuren erschossen. Doch diese Szenen machen mit ihrem gestelzt wirkenden Realismus das Unfassbare nicht greifbarer. So überzeugt der Film vor allem durch die moralische Ambivalenz der Hauptfigur. Socha wandelt sich vom judenhassenden Egoisten zum altruistischen Helfer. Er hat die Fähigkeit zu menschlichem Handeln nicht verloren, er beweist Zivilcourage, und das ist der einzige Trost, den Regisseurin Holland uns Zuschauern gewährt.

Bewertung: empfehlenswelt

In Darkness - Eine wahre Geschichte D/Polen/Kanada 2011, 143 Min., ab 12 J., R: Agnieszka Holland, D: Robert Wieckiewicz, Maria Schrader, Benno Fürmann, Herbert Knaup, täglich im Passage, Studio-Kino; www.indarkness-derfilm.de