Wie die Dänin Stine Fischer Christensen mit einer Tour de force der Gefühle das Drama “Die Unsichtbare“ erobert, ist schlicht spektakulär.

"Was jetzt passiert, bleibt unter uns", sagt Regisseur Kaspar Friedmann (Ulrich Noethen) zu Schauspielschülerin Fine (Stine Fischer Christensen), und das klingt so ungut, wie es gemeint ist. Sie solle mehr "Seelenaufwand" betreiben, fordert der Exzentriker, einfach mal ein paar Schritte weiter gehen. Auch mit ihm ins Bett, wenn es der Rolle dient.

Dass er Fine als Hauptdarstellerin für seine Inszenierung des Theaterstücks "Camille" gewählt hat, gilt als Sensation, schließlich wäre die schüchterne junge Frau fast von der Schauspielschule geflogen, weil sie nach Ansicht ihrer Lehrer "unsichtbar" sei und sich auch nicht weiterentwickle. Doch Friedmann sieht in ihr formbares Rohmaterial für seinen Bühnengrenzgang und treibt sie immer weiter in die ihr so fremde Rolle der Femme fatale hinein. Und damit in eine existenzielle Krise, an der auch ihre schwierige Familienkonstellation starken Anteil hat.

Regisseur Christian Schwochows Debüt "Novemberkind" ließ 2008 aufhorchen, und "Die Unsichtbare" hält dieses Niveau vor allem dank glänzender Darsteller. Wie die Dänin Stine Fischer Christensen mit einer Tour de force der Gefühle diesen Film erobert, ist schlicht spektakulär. Da fällt nicht weiter ins Gewicht, dass dem Drehbuch die ein oder andere dramaturgische Straffung gutgetan hätte. Für den unvermeidlichen Vergleich mit dem thematisch ähnlichen "Black Swan" muss Schwochow sich auch nicht schämen. Erstens befindet er sich da in guter Gesellschaft, und zweitens war sein Film schon abgedreht, als Darren Aronofskys Oscar-Preisträger in die Kinos kam.

Bewertung: empfehlenswert

Die Unsichtbare D 2011, 113 Min., ab 12 J., R: Christian Schwochow, D: Stine Fischer Christensen, Ulrich Noethen, Anna Maria Mühe, täglich im Koralle-Kino, Passage; www.falcom.ch