Bodi Bill aus Berlin, zurzeit eine der wohl wichtigsten aufstrebenden Bands Deutschlands, spielt am 15. Februar im Uebel & Gefährlich.

Hamburg. "Die Grenzgebiete sind am spannendsten", erklärt die Berliner Band Bodi Bill und bringt sich damit schon selbst auf den Punkt. Die Musik des Trios erklingt aus den Zwischenräumen der Genres: elektronische Musik am knisternden Lagerfeuer, während die Flamme ruhig zwischen den glühenden Holzscheiten tanzt und von staunenden Augen aufgefangen wird.

Auf bisher drei Alben macht Bodi Bill also Musik an der Grenze zwischen Songwriter und Clubmusik. Manchmal fällt im Kontext der Band eine Genrebezeichnung wie "Indietronic", doch das ist zu kurz gegriffen. Anders als bei heimeligen Wohnzimmerfricklern entsteht bei Bodi Bill ein atmosphärischer Sog, hinweg über die Grenze, hinab in eine unterbewusste Schlucht.

Ja, eigentlich hat sich die Post-Dubstep-Bewegung der letzten zwei Jahre, manifestiert in der Karriere von "Everybody's Darling 2011" James Blake, schon 2007 angekündigt: International natürlich bei Hot Chip, hierzulande in dem Debütalbum von Alex Stolze und Fabian Fenk, die unter dem Namen Bodi Bill musizierten. Schon auf "No More Wars" entstand ein Sound zwischen Elektronika, Ambient und Folk, dann machte Anton Feist das Trio komplett und die Durchbruchsplatte "Next Time" (2008) entstand.

Für "Next Time" hat sich die Band in ein einsam gelegenes Haus in der Pampa Brandenburgs zurückgezogen. Ganz entspannt arbeiteten die drei Tüftler an diesen elektrifizierten Pop-Tracks. Der einprägsamste Song des Albums ist sicherlich "I Like Holden Caulfield", benannt nach dem 16-jährigen Protagonisten aus J.D. Salingers Kultroman "Der Fänger im Roggen". Caulfield ist seit rund 60 Jahren Leitfigur junger Generationen, die in irgendeiner Form unzufrieden sind: mit den Eltern, der Schule, denen da oben.

Mit dem aktuellen Album "What?" haben die drei "Laptop-Rocker" ("Musikexpress") allerdings wirklich ins Schwarze getroffen. Der Titel soll bereits darauf hinweisen, dass die Band aus Ostberlin sich auf ihrem dritten Longplayer konsequent selbst hinterfragt. Wer sind wir eigentlich?

Im Opener "Paper" präsentiert sich eine reduzierte Postrock-Band. Mit ihren Laptops erzeugen die drei einen sich ganz langsam aufschichtenden Klang wie in einem Rocksong von Portugal.The Man. Doch schon in "Brand New Carpet" loopt und hüpft es, als springe ein Dutzend bunter Flummis durch den Raum.

Im Schlüsseltrack "Pyramiding" mischen sich dann die Elemente. Handgemachte Effekte und digitales Knistern führen in einem wunderbaren zweiminütigen Song-Finale an einen anderen Ort, jenseits der gehetzten Herden. Ein ruhiger Ort, der im Titeltrack immer wieder fragt: "So what makes you strong?" - was macht dich stark? Es folgen Piano-Tropfen und die beruhigende, wandelbare Stimme von Fabian Fenk. Das ist nicht der Soundtrack einer hedonistischen Pillenschmeißer-Generation, sondern die Musik von Menschen, für die das Digitale ganz natürlich geworden ist.

"Wir leben in einem elektronischen Zeitalter", erklärt Bodi Bill dem Online-Magazin Rote Raupe, "dessen Herausforderungen darin liegen, mit neuen Kommunikationsformen umgehen zu lernen, und das gleichzeitig eine stärkere Hingabe für das Reale fordert. Diesen Bezug versuchen wir auch musikalisch umzusetzen." Das macht Bodi Bill so aktuell: Die Band verwischt realen und digitalen Sound und bereichert beide Seiten. Die digitale Generation weiß es sicher längst aus Hipster-Blogs: Dieses Transzendieren, dieses Hinübergleiten in eine andere (Musik-)Welt, multipliziert sich im Live-Erlebnis. Als ob man um seinen inneren Kern tanzen würde.

Bodi Bill Mi 15.2., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 19,10 im Vorverkauf; www.bodibill.de