An den 300. Geburtstag des Königs Friedrich II. von Preußen erinnert ein originelles Kabinettstück von Hans Joachim Schädlich. In großer Verknappung skizziert er das Verhältnis zwischen dem König und seinem Wunschphilosophen Voltaire. Eine bedeutungsvolle Rolle spielt dabei Émilie Marquise du Châtelet. Es dauert, bis Voltaire dem Werben des Königs nachgibt und von Paris nach Potsdam geht. "Sire, ich eile", schreibt er 1751, "ich werde kommen, tot oder lebendig." Geistvoller Gesprächspartner und Korrektor seiner Schriften soll der Philosoph sein. Und Voltaire glaubt an einen Philosophen auf dem Thron. Émilie, selbst Philosophin und Geliebte Voltaires, glaubte an dieses alles nicht. Und sollte recht behalten, denn die Temperamente waren so verschieden, dass die Beziehung dramatisch für Voltaire endete. Fast wie ein Krimi, spannend erzählt.

Mit "Gedächtnislücken" vergleichen zwei alte Herren, beidseitig der Mauer engagiert und nicht ohne Einfluss, ihren Lebensweg. Egon Bahr, der Grand Seigneur der deutschen Sozialdemokratie, und Peter Ensikat, der streitbare intellektuelle Kabarettist der DDR. Im Gespräch erinnern diese Routiniers der Politik an Deutschland vor und nach der Mauer und wie rasch Systeme kommen und gehen. Fast tröstlich. Und sehr unterhaltsam

Hans Joachim Schädlich: "Sire, ich eile. Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle". Rowohlt, 144 S., 16,95 Euro, Peter Ensikat/Egon Bahr: "Gedächtnislücken. Zwei Deutsche erinnern sich". Aufbau, 204 S., 16,99 Euro