Die Hamburgerin Verena Carl hat einen leichten Roman über zwei Frauenleben geschrieben

Das Buchcover ist vielleicht etwas irreführend. Viele Schnörkel, viel Lila, viel niedlich. Aber ein Jugendbuch ist "Wer reinkommt, ist drin" trotzdem nicht, auch wenn die Aufmachung mehr nach romantischem Jungmädchenzimmer aussieht als nach cooler WG-Küche. Der neue Roman der Hamburger Autorin und Journalistin Verena Carl lehnt sich vielmehr optisch an ihren letzten an, "Irgendwie, Irgendwann", in dem sie die 80er-Jahre wiederauferstehen ließ. Diesmal - auch wenn die Protagonisten ganz andere sind - geht die Zeitreise in die 90er, in die Anfänge von digitaler Kommunikation und in das Leben zweier recht unterschiedlicher Mittzwanzigerinnen, die sich durch Zufall eine WG in München teilen.

Die eine, Ulli - ein Pfälzer Landei -, die von Papa den Kleinwagen vor die Tür gestellt bekommt und ausgerechnet zum Touristik-Studium nach München geht, obwohl sie nun wirklich nicht mit dem Fernweh-Gen gesegnet ist, ist beeindruckt von der großen Stadt und der harten Türpolitik der angesagten Klubs. Die andere, Jo, Scheidungskind und hippe Feuilletonistentochter, ist auf dem Sprung in die noch hippere Medienwelt, absolviert ein Praktikum nach dem anderen und einen Kerl vor dem nächsten. Verbindendes Element (außer dem Tulpenvorhang vor dem WG-Balkon): Nachbar Sascha, ein Programmierer, der irgendwann ganz groß am IT-Rad dreht. Ulli liebt Sascha, Sascha liebt Jo, Jo weiß nicht so recht. Diese Zutaten und reichlich Epochen-Attribute, die dem Leser - oder, wahrscheinlicher: der Leserin - das Erinnern an die seltsam indifferenten 90er leicht machen, fügt Verena Carl zur zumeist leichten und lockeren Lektüre.

Die Autorin kennt den Medienzirkus der 90er - sie weiß, wovon sie schreibt

Sie hat selbst eine Weile im Münchner Medienzirkus mitgemischt und weiß also, wovon sie schreibt. Ihre unterhaltsame Figurenkonstellation, die nicht im Seichten verharrt, sondern durchaus Brüche zu bieten hat und eine überraschend konträr zueinander verlaufende Entwicklung nimmt, eignet sich nicht nur bestens als Badewannenlektüre, sie ist ideal zur Verfilmung geeignet. Denn die Lebensläufe der Protagonistinnen, die Verena Carl gegeneinanderschneidet, sind nicht nur im persönlichen Abgleich interessant (im Grunde sind es die universell gültigen Geschichten hinter den Geschichten von Karriere und Familienwerdung, die auf den meisten Abi-Treffen eine Rolle spielen dürften), sie sind gerade für Medienmenschen eine sentimentale Erinnerung an finanzkräftigere Zeiten.

Übrigens: Auf der Website des Eichborn-Verlags ist tatsächlich noch zu sehen, wie das Cover ursprünglich geplant war. Klarer, weniger verspielt - und mit Tulpenvorhang vorm Balkon. Es wäre die passendere Alternative gewesen.

Verena Carl: "Wer reinkommt, ist drin". Eichborn, 300 S., 19,95 Euro