Es fing an mit einem Auftritt in der US-Serie “Scrubs“ – heute spielt die vierköpfige A-cappella-Combo The Blanks ein Konzert auf Kampnagel.

Kampnagel. Ted Buckland ist wirklich nicht zu beneiden. Und das ist sogar noch geschmeichelt. Eigentlich ist er eine richtig arme Sau. Als Rechtsanwalt des "Sacred Heart Hospital" wird er von Chef und Kollegen herumgeschubst, seine Frau hat ihn verlassen - sie ist jetzt mit Teds Bruder liiert -, er wohnt bei seiner Mutter und leidet unter Haarausfall. Sein einziges Vergnügen ist eine A-cappella-Band, die auf den brachial ehrlichen, wenn auch wenig glücklich gewählten Namen Die erbärmlichen Versager hört.

Zum Glück für alle Beteiligten ist Ted Buckland keine real existierende Person. Sondern nur eine Rolle. Sam Lloyd spielte acht Jahre lang den trotteligen Anwalt in der Comedyserie "Scrubs". Er wurde durch seine mitleiderregenden und brüllkomischen Auftritte schnell zum Publikumsliebling. Doch nicht nur Lloyd selbst profitierte von Ted Buckland, auch seine Band kam zu Ruhm und Ehre. Denn Die erbärmlichen Versager heißen im wirklichen Leben The Blanks und sie singen schon seit der Studienzeit zusammen.

Nach einer Weihnachtsfeier für das Serienteam, bei dem das Quartett auftrat, hatten Produzent Bill Lawrence und die Autoren der Serie die Idee, Ted ein Hobby zu verpassen und The Blanks einen Gastauftritt zu spendieren. So entstanden Die erbärmlichen Versager, eine Band, deren Repertoire aus Werbejingles und Titelsongs von Serien besteht. Aufgrund des großen Zuspruchs wurde aus dem einmaligen Gag eine Tradition, die Band erschien mit schöner Regelmäßigkeit bei "Scrubs". Sie wurde so beliebt, dass Lloyd und seine drei Kompagnons 2004 ein Album aufnahmen und vor knapp vier Jahren begannen, auf Tournee zu gehen.

"Wir sind immer noch überrascht, dass Menschen tatsächlich kommen, um uns zu sehen", sagte Lloyd in einem Interview mit der "Hamburger Morgenpost". Schließlich wüssten selbst ausgewiesene Fans der Serie oft nicht, dass es die Band auch im echten Leben gibt. The Blanks haben aus der Not der Doppelexistenz eine echte Tugend gemacht. Ihre Live-Shows umfassen neben Cover-Versionen bekannter Songs und einer Menge anarchischer Sketche eben auch die Melodien, mit denen sie berühmt geworden sind: "Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann", den McDonald's-Jingle und andere Klassiker der TV-Geschichte.

Zwar werden die vier auf Konzertplakaten immer noch als "die Band aus 'Scrubs'" angekündigt. Und ohne die Serie würden sie vermutlich auch keine internationalen Tourneen spielen. Aber im Lauf der letzten Jahre haben sie sich eine Fangemeinde erarbeitet, die zumindest zum Teil zuerst The Blanks kannte. Und danach anfing, sich "Scrubs" anzuschauen.

Denn das, was sie machen, eine hektische, überdrehte Mischung aus A-cappella-Gesang und Comedy, steht auch für sich allein gut da. Wer mit dem anarchischen Humor der Marx Brothers, der drei Stooges oder dem der Monty-Python-Truppe etwas anfangen kann, dem sollte auch ein Auftritt von The Blanks zusagen. Aber sie können auch anders. Dass sie sich nicht nur für Klamauk, sondern auch fürs ernstere Gesangsfach eignen, bewies das Quartett bereits mehrfach zu Gelegenheiten, die für US-Amerikaner zu den symbolischsten gehören: Sie durften bei Spielen der Los Angeles Lakers und der Nashville Predators vor Spielbeginn die Nationalhymne intonieren. Und was das "Star-Spangled Banner" angeht, verstehen die Amerikaner ja bekanntermaßen nur sehr wenig Spaß.

Für hartgesottene "Scrubs"-Fans wird Sam Lloyd zwar immer der zutiefst neurotische Anwalt bleiben, werden The Blanks auf ewig Die erbärmlichen Versager heißen. Trotzdem tut man gut daran, beide auseinanderzuhalten: Denn Sam Lloyd ist nicht Ted Buckland. Und The Blanks sind alles Mögliche - aber ganz sicher keine erbärmlichen Versager.

The Blanks heute 20.00, Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestraße 20, Karten zu 31,50 an der Abendkasse; www.theblankswebsite.com