Hamburg. Julia Fischer spielte ihre Violine am Sonnabend in der Laeiszhalle wie gewohnt: durchsichtig, kristallin, makellos. Farben des Gefühls lässt sie weiterhin nur in Brechungen zu, ihr Spiel wirkt deshalb kühl. In die wohlige Temperatur, die die 20 von ihr vom Pult aus angeführten Streicher der Academy of St. Martin in the Fields erzeugten, flossen die Perfektionslinien der jungen Geigenvirtuosin bei Mozarts Violinkonzert Nr. 5 wie frisches Wasser aus dem Hahn.

Die Academy spielte Mozart zum Wohlfühlen, aber hellwach, akzentuiert und klanglich ideal ausbalanciert. Den Sound kriegt nur hin, wer schon gefühlte Ewigkeiten zusammenspielt. Nach der Pause folgten zwei für Kammerorchester aufgebrezelte Streichquartette von Puccini und Verdi. Vor allem Letzterer konnte beim Komponieren offenbar keinen Takt lang aus seiner Haut als Operngenie. Was Fischer an Gefühlsaufruhr fehlen mag, machten Verdis Noten 1000-mal wett. Man konnte Herz und Seele daran wärmen wie den Leib an einem Kanonenofen.