Der Netz-Navigator führt heute zu Neuinterpretationen weltbekannter Kunstwerke

World Wide Web. Kunstwerke verweisen - mal bewusst, mal unbewusst - nicht nur auf die Person des Künstlers, auf das, was er der Nachwelt mitgeben will. Sondern auch auf die Einflüsse, die ihn geprägt haben, auf sein Leben und auf seine Vorbilder. Die postmoderne Gesellschaft bedient sich dieser Intertextualität gern als bewusstes Stilmittel, um über das eigene Werk hinauszuweisen.

Auf die Spitze getrieben haben diese Technik die Teilnehmer eines Wettbewerbs, zu dem der kanadische Künstler und Betreiber des Blogs "Booooooom", Jeff Hamada, aufgerufen hat. Wer mitmachen wollte, sollte ein bekanntes Kunstwerk möglichst detailgetreu nachstellen und anschließend fotografisch festhalten.

Die Ergebnisse gleichen einem Streifzug durch die Kunstgeschichte und lassen gleichzeitig keinen Zweifel daran, in welcher Epoche sie entstanden sind: Botticellis "Die Geburt der Venus" verlegt Julio Cesar León Peña auf ein tristes Häuserdach, statt in einer Muschel steht die Liebesgöttin auf einem Halbkreis aus Computermonitoren. Neben Spitzwegs armen Poeten liegen in der Interpretation von Regina Speer nicht mehr nur Bücher, sondern auch Laptops und Kabel.

Andere verändern nicht das Original, sondern sich selbst: Lujian Zeta Zee und Frances Adair Mckenzie haben sich zweier Porträts, die Pablo Picasso von seiner Muse Dora Maar malte, angenommen. Und statt die verfremdeten Formen aufzuweichen, zurückzuholen in die Realität, schärfen die maskierten Subjekte ihrer Fotografien den Blick für die großen Vorbilder, ohne sie ins Ironische zu verfremden.

Der Wettbewerb hat eine spannende Sammlung unterschiedlichster Interpretationen hervorgebracht, die mal erheitern, mal verblüffen. Immer wieder wandert der Blick zurück auf die Originale.

Kunstwerke, neu betrachtet: tinyurl.com/kopiertekunstwerke5