Der Lese-Marathon Ham.Lit feierte im Uebel & Gefährlich ein glanzvolles Debüt

Hamburg. Der Fahrstuhlführer kommt kaum an gegen die Menschenmassen, die von ihm in den vierten Stock des Hochbunkers an der Feldstraße transportiert werden wollen. Zum Glück gibt es ja auch noch eine Treppe, um möglichst schnell ins Uebel & Gefährlich und ins Terrace Hill zu kommen. An diesem Abend sorgen ausnahmsweise Schriftsteller für den Ansturm. "Ham.Lit" nennt sich die lange Nacht für junge Literatur und Musik. Wer zu spät kommt, versäumt mit Jan Brandt gleich einen ebenso witzigen wie wortmächtigen Schriftsteller. "Gegen die Welt" heißt sein 920 Seiten starker Debütroman über einen Jungen, der wie Brandt selbst in der ostfriesischen Provinz aufwächst.

Im Halbstundentakt wechseln die Autoren in Ballsaal, Turmzimmer und Terrace Hill. Ob Jakob Heins Farce über Pseudo-Vegetarier, Daniela Seels bildreiche, verrätselte Gedichte, Leif Randts ironische Gegenwartsbetrachtungen oder Franziska Gerstenbergs desillusionierende Liebesprosa - die Organisatoren der Ham.Lit versammelten einige der überragenden jungen deutschen Autoren an einem Abend im Bunker an der Feldstraße.

Aufmerksam lauscht das Publikum Romanausschnitten und Lyrik. Wer vorzeitig einen Raum verlässt, um nebenan jemand anderen vorlesen zu hören, vermeidet dabei jeden Lärm. Zwischendurch sorgte Niels Frevert mit einigen Solosongs für eine akustische Zäsur. Die Ham.Lit endete mit einem fulminanten, 90-minütigen Auftritt der Hamburger Band Die Sterne. Deren Sänger Frank Spilker arbeitet zwar auch gerade an einem Roman, aber hier gab er die singende Rampensau. Vielleicht gehört er ja im kommenden Jahr schon zu den Vorlesenden.