Christine Hartmanns Melodram “Tsunami - Das Leben danach“ erzählt nach einer wahren Begebenheit vom Unglück in Thailand

Es ist leicht, diesen Film doof zu finden, kitschig und kalkuliert, und La Ferres läuft auch wieder mit Leidensmiene durch Bild. Man kann "Tsunami - Das Leben danach" aber auch als das betrachten, was es sein will, nicht mehr und nicht weniger: ein Melodram (und eine wahre Geschichte) über das Allertraurigste, in dem es trotzdem ein Happy End gibt.

"Das hat ganz schön gewackelt heute morgen", sagt die blendend gelaunte Hotelangestellte beim Frühstück zur Bilderbuchfamilie aus München, die der weihnachtlichen Dauerberieselung und den Minustemperaturen entflohen ist auf die thailändische Insel Phuket. Zu diesem Zeitpunkt ist es noch ein ganz normaler Urlaub. Sonne, Palmen, die Kinder bauen Burgen am Strand.

Am 26. Dezember 2004 dann sieht der Himmel plötzlich düster aus - und was folgt, ist in Zahlen bekannt: Ein Tsunami, ausgelöst durch ein Seebeben der Stärke von 9,1 Magnitude, fordert rund 230 000 Menschenleben, auch 537 Deutsche kommen ums Leben. Der Film von Regisseurin Christine Hartmann (Buch: Natalie Scharf) erzählt die Geschichte hinter den Zahlen. Eine Geschichte. Die allertraurigste.

Als der Tsunami wütet, steht Billi Cramer (Veronica Ferres) unter der Dusche im Hotelzimmer; ihr Mann und die beiden kleinen Söhne warten am Strand auf sie. Glaubt sie. Aber da sind nur noch schmutzige Wassermassen, verwüstete Poollandschaften, Tote, Verletzte. "Du kennst doch Burkhard, er kommt überall klar", sagt Billi Cramer, als ihr Handy klingelt, zu den besorgten Freunden in Deutschland, und macht sich auf die Suche nach ihren Männern. Sie glaubt und hofft und sucht weiter, tröstet eine junge Frau, weil das Schlimmste nicht vorstellbar ist.

Das ist es erst, als sie vor drei in Bettlaken gewickelten Bündeln steht, einem großen, zwei kleinen. Obwohl: Dass es sich hierbei um ihre Familie handelt, hat Billi Cramer selbst ein Jahr später nur ansatzweise begriffen. Wenn sie auf das Kinderfahrrad an der Hauswand blickt, meint sie, das ausgelassene Toben ihres Jüngsten vor sich zu sehen.

Der Film zeigt den Versuch, ins normale Leben zurückzufinden - und die Erkenntnis: Es geht nicht. Man kann auch Wochen später nicht beim Italiener auf den Geburtstag der Freundin anstoßen; man kann sich nur noch in den Garten vor dem Haus legen und hoffen, dass Erfrieren ein schmerzfreier Tod ist.

Wie es dann weitergeht mit Billi Cramer, hebt ihr Schicksal aus anderen tragischen Fällen heraus; es ist nicht anders zu nennen als ein kleines Wunder. Aus dieser Frau nämlich ist aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz kein pillenschluckendes Wrack geworden, sondern ein weiteres Mal eine Ehefrau und Mutter. Sie hat Michael Schäffer (gespielt von Hans-Werner Meyer mit den braunen Herzensbrecheraugen) geheiratet, eine Tochter geboren und ist mit ihrer Familie nach Südfrankreich gezogen. Schäffer wiederum hat selbst seine Familie beim Tsunami verloren, seine Frau und die gemeinsamen Töchter.

Es ist diese Fallhöhe, der gemeinsame Schmerz des Paares und das Wissen, dass nie mehr alles gut werden kann, die den Film auch in der letzten halben Stunde davor bewahrt, ins Seichte abzugleiten, in eine beliebige, tränenreiche Liebesschmonzette. "Tsunami" erzählt davon, dass man glücklich sein und sich gleichzeitig wie der einsamste Mensch auf der Welt fühlen kann.

"Tsunami - Das Leben danach" So, 20.15 Uhr, ZDF. Es folgt eine 45-minütige Dokumentation. Um den Tsunami geht es auch auf Seite 8 im Reiseteil