Die “Kir Royal“-Fortsetzung “Zettl“ ist eine komische Dietl-Komödie – trotz Schwächen – mit Michael Bully Herbig in der Hauptrolle.

25 Jahre nach "Kir Royal" ist es durchaus angebracht, mit einem "Was bisher geschah" einzusteigen. Schon am Einstieg allerdings werden sich die Geister scheiden. Entweder man findet es endbescheuert, dass da ein Animationsfilmchen erklärt, warum Baby Schimmerlos - immerhin die Hauptfigur in Helmut Dietls genialer Boulevard-Serie - in seiner Kinofortsetzung "Zettl" nicht einmal eine Nebenrolle spielt (oder jedenfalls: nur in einer Urne). Oder man gniggert direkt über den dramaturgischen Kniff - weil man nicht anders kann, als vor dem inneren Auge all die Interviews abzuspulen, in denen Dietl zuletzt genüsslich ausbreitete, dass Franz-Xaver Kroetz aus einer Art Alter-Sack-Eitelkeit die ihm zugedachte Rolle nicht spielen wollte. So stirbt Schimmerlos den Prolog-Tod. Und "Zettl" führt ohne ihn (aber mit der wunderbar würdevollen Senta Berger und Dieter Hildebrandt als Paparazzo-Urgestein) die Medien- und Polit-Schickeria vor mit ihren Lügen, Intrigen und Machtspielchen.

Damals München, heute Berlin-Mitte. Ein auf seine Art eben auch durch und durch provinzielles Nest, was Dietl sehr hübsch durch eine ganze Dialektparade aufzeigt. Kaum eine Rolle ohne Sprachfärbung: Den Chauffeur, der zum gehypten Chefredakteur einer Online-Postille wird, spielt Michael "Bully" Herbig bajuwarisch, als sein Investor zeigt Ulrich Tukur, dass er auch Schwyzerdütsch kann. Hanns Zischler spielt den fränkischen Vizekanzler des kalten Kanzlers (Götz George sagt wenig, das aber formvollendet), Dagmar Manzel muss als geschlechtlich uneindeutiger Bürgermeister börlinern, wat die Klischeekiste herjibt. Und Harald Schmidt ist zwar kein großartiger Schauspieler - das weiß jeder, der mal aus Versehen ins "Traumschiff" reingezappt hat -, aber er ist ein versierter Schwäbischkönner und deshalb dann doch gut besetzt als schmieriger Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern. Subtil ist das Figuren-Panoptikum gar nicht, auch nicht der fiese Seitenhieb auf die (Eigen-)Wahrnehmung der Hauptstadt: Gleich zu Beginn haut Dietl den ganzen Adabeis Sinatras "New York, New York" um die Ohren.

+++ Starauflauf bei der Weltpremiere von "Zettl" in München +++

Die Schwächen (wer verfolgt da welche Interessen, wieso wird immer so dick aufgetragen, wessen Schuld ist es, wenn sich der Zuschauer verzettlt, hat Dietl Berlin überhaupt kapiert?) muss man gepflegt ignorieren. Dann hat man einen vergnüglichen Kinoabend.

Bewertung: empfehlenswert

Zettl D 2011, 109 Min., o. A., R: Helmut Dietl, D: Michael "Bully" Herbig, Ulrich Tukur, Dagmar Manzel, täglich in den Cinemaxx- und UCI-Kinos, im Passage; wwws.warnerbros.de/zettl/