Simon Wills' Oper “The Stolen Smells“ erlebt in Hamburg die deutsche Erstaufführung.

Opera buffa, das klingt irgendwie alt: nach 18. Jahrhundert, Verwechslungen und Klamottenkiste, nach Musikwissenschaft. Doch auf Kampnagel erlebt an diesem Wochenende ein brandneues Werk des Genres seine deutsche Erstaufführung: Regisseur Dominique Mentha und der Dirigent Thomas Hengelbrock bringen die Oper "The Stolen Smells" von Simon Wills nach Hamburg, die erst am vergangenen Sonntag in Luzern uraufgeführt wurde. Es singt das Ensemble der Luzerner Oper, begleitet vom NDR Sinfonieorchester.

Stolen Smells? Gestohlene Düfte? Wills hat seiner Oper eine Geschichte zugrunde gelegt, wie sie orientalischer nicht sein könnte: Ein junger, so brot- wie talentloser Dichter liebt die Tochter des besten Bäckers von Bagdad. Der junge Kerl macht den Fehler, ausgerechnet vor der Backstube des Vaters der Angebeteten den Duft des frisch gebackenen Brots zu inhalieren, woraufhin der Bäcker seine Chance gekommen sieht, dem unerwünschten Bewerber eins auszuwischen: Zahlen solle er für den Genuss. Und weil der das nicht kann, lässt der Bäcker ihn als Dieb anklagen und ins Gefängnis werfen.

Er hat freilich nicht bedacht, dass einem Dieb nach dem örtlichen Brauch die Hand abgeschlagen wird. Aber die Anklage zurückziehen und sich lächerlich machen will der gestrenge Bäcker andererseits auch nicht.

Reichlich Stoff also für eine turbulente Komödie. Wills, der auch das Libretto geschrieben hast, bedient sich lustvoll aus dem Fundus musikalischer Charakterisierungen, den die Opera buffa bereithält: Nervöse Menuette illustrieren Wutausbrüche. Wenn der Bäcker wieder mal einen Plan gegen die jungen Liebenden ersinnt, schraubt sich die Musik als Fugato voran. Und die Menschenmenge auf dem Marktplatz von Bagdad fasst Wills in eine Rondoform, bei der das Thema immer wieder auftaucht. "Menschen in Gruppen wiederholen gewöhnlich sich selbst und alle anderen", begründet er seine Wahl - britischer Humor ist bei ihm nie fern. Nur so lässt sich erklären, dass er seinen Musikstil als "semitonal harmlos" bezeichnet. Wahr daran ist, dass Wills' Musik nicht nach dem Attribut "Avantgarde" strebt: Es ist Neue Musik, für die man kein promovierter Musikwissenschaftler sein muss, um sie zu verstehen und, wichtiger: sich darüber zu amüsieren, mit welch leichter Hand Wills die Verwicklungen und ihre so logische wie charmante Auflösung in Töne fasst.

The Stolen Smells Sa 4.2., 20.00, So 5.2., 16.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Karten zu 20,- unter T. 0180/178 79 80 (bundesweit zum Ortstarif, max. 42 Cent pro Minute aus Mobilfunknetzen)