Entschleunigter Thriller: “Dame, König, As, Spion“

Das Schöne am Kalten Krieg war ja, dass die Fronten zwischen den Guten und den Bösen scheinbar so klar verliefen. Aus heutiger Sicht mutet ein Film aus dieser Zeit seltsam anachronistisch an. Thomas Alfredson ("So finster die Nacht") liefert mit seinem minimalistischen Aufguss des Spionagethrillers "Dame, König, As, Spion" nach John le Carrés Erfolgsroman von 1974 fast schon einen Antifilm des Genres ab.

Sein George Smiley ist bei Gary Oldman ein intuitiver, aber zutiefst melancholischer Schweiger. Angestoßen von seinem Boss "Control" (John Hurt), Chef des britischen Geheimdienstes MI6, sinnt er darauf, einen Maulwurf in den eigenen Reihen zu enttarnen, der vertrauliche Informationen an "Karla", einen ominösen KGB-Oberen, weiterleiten soll. Im Verdacht stehen die Männer des inneren Kreises, des "Circus", Karrierist Alleline (Toby Jones), Dandy Haydon (Colin Firth), der verschlossene Bland (Cieràn Hinds) und der nervöse Esterhase (David Dencik) - und natürlich Smiley selbst. Während sich die Fährten zu einem undurchsichtigen, aber hochspannenden Geflecht verwirren, hat der Zuschauer Zeit, in gewaltsam entschleunigten Einstellungen ein Dekor aus alten Telefonen, Hängeordnern und Karteisystemen zu bewundern und zu begreifen, dass die Historie sich auch hier auf universelle Weise fortschreibt.

Bewertung: empfehlenswert

Dame, König, As, Spion GB/F/D 2011, 127 Min., ab 12 J., R: Thomas Alfredson, D: John Hurt, Gary Oldman, Colin Firth, Benedict Cumberbatch u. a., täglich im Abaton, Blankeneser, Cinemaxx Dammtor, Streit's (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen-Park; www.damekoenigasspion.de