Der Klangfreak Matthew Herbert beschallt Kampnagel am 8. Februar mit seinem kulinarisch-kritischen Programm “The Pig“.

Hamburg. Matthew Herbert ist auf das Schwein gekommen. Und hat es zu einem Konzeptalbum verwurstet. Unterteilt in Monate ist da fröhliches Grunzen, Quieken, Scharren und Knurren zu hören. Mit "One Pig" dürfte Herbert das wohl schrägste Werk des vergangenen Jahres abgeliefert haben. Nicht sein erstes. Nachdem Herbert in seinen Anfängen komplexen, aber durchaus funktionalen und sogar tanzbaren Pop abgeliefert hat, verlegte er sich mal auf Klänge, die er mit dem eigenen Körper erzeugte, mal auf eine Geräuschkulisse aus der Disco. Nebenbei produzierte er das aufregende Solodebüt von Moloko-Sängerin Roisin Murphy und remixte Björk und Serge Gainsbourg. Auf seinem kleinen, feinen Label Accidental Records entstanden auch Tonträger für Experimentalmucker wie Finn Peters oder die Band The Invisible.

Für "One Pig" hat Herbert tatsächlich zur großen Erregung der Tierschutzorganisation PETA ein ganzes Schweineleben dokumentiert. Von der Geburt im August 2009 bis zur Verschnitzelung im Januar 2010. Zum Leidwesen aller Verfechter des Fleischlosen hielt er auch Geräusche der Verarbeitung und sogar des späteren Verzehrs fest. Er wolle die Menschen dazu bringen, der Welt genauer zuzuhören, so Herberts Begründung. Die Haut des Tieres ist heute Teil einer Trommel, die der Jazzdrummer Tom Skinner bedient.

Dabei ist Herbert durchaus ein politisch kritischer Kopf, der gegen Kapitalismus und Ego-Gesellschaft wettert und der aus Umweltschutzgründen seit Jahren in kein Flugzeug gestiegen ist. "Meine Kunst soll nicht bloß von mir handeln", sagt er. "Die Verwertung von Schweinefleisch findet hinter verschlossenen Türen statt. Ich wollte diese unsichtbare Welt hörbar machen." Die Idee klingt ja manchmal interessanter als das Endprodukt. Für seine Live-Auftritte, unter anderem ist der Meister am 8. Februar auf Kampnagel zu erleben, hätte Herbert gerne ein lebendes Schwein auf die Bühne gestellt. Aber: "Es gibt zu wenige Agenturen für performende Schweine."

Matthew Herbert Mi 8.2., 20.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20-24, Karten zu 22,- im Vvk.; www.matthewherbert.com