Regisseur Peter Sempel (“Lemmy“, “Dandy“) lebt in Hamburg-Hamm

Die Platte meines Lebens ist meine meistgehörte Platte, die mich als Abiturienten in meinem Weltanschauungsgefühl bewegte, vom Alltag befreiend. "Berlin" von Lou Reed hörte ich jeden Tag, wenn ich aus der Schule nach Hause kam, JEDEN TAG, über ein Jahr lang, jeden Tag, es war ein Ritual, mit Präzision. Jeden Nachmittag die ganze Platte.

Ziemlich spät fiel mir auf, dass ich die Texte kaum kannte; außer denen, die man gut verstehen konnte: "How do you think it feels" etc. Ich fand erst spät die Dominanz der Drogen in diesen Texten heraus, ... ; während ich nulldrogig war. Doch dies Gefühl von Freiheit und Verlorensein, ... eine trockene Verzweiflung mit gleichzeitiger, irgendwie positiver Kraft und Drive nach vorne, eine treibende Kraft, die mich geradezu hypnotisierte und beruhigte.

Über 20 Jahre später, ein Sonntagabend, klingelte das Telefon bei mir in Hamburg-Hamm, und jemand meldete sich mit: "Lou Reed." Ich: "Hallo, hier Peter Sempel, who's there?" Er noch mal: "Lou Reed." Und ich: "What can I do for you?" ... "I'd like to invite you to the sushi-place at the Hauptbahnhof." Das Essen war super!! Lou, mein größter Rock-'n'-Roll-Held, war tatsächlich Lou und ein echt netter Kerl. Wir besuchten u. a. die EgalBar, wo ihn niemand erkannte. Als ich ihn fragte, wieso er mich anrief ...? ... erzählte er von einer kleinen Postkarte mit meiner Telefonnummer, vorne drauf der Filmpoet Jonas Mekas.