Hamburg. Welches Musikstück heißt schon wie der Mustang, das feurige, halbwilde Pferd aus dem Wilden Westen Amerikas? Da denkt man doch an Schaum vorm Maul, stampfende Hufe und wehende Schweife. Von Temperamentsausbrüchen war der Abend im Thalia Gaußstraße mit Hans Werner Henzes Rezital "El Cimarrón", spanisch für Mustang, leider weit entfernt. Mit diesem Wort bezeichnete man auf Kuba die entlaufenen Sklaven, deren Schicksal Henze sein Werk gewidmet hat. Das Libretto zu dieser explizit politischen Musik hat Hans Magnus Enzensberger verfasst. Das Ganze stammt aus den Jahren 1969/1970 - und so klingt es für heutige Ohren auch: moralinsauer durchdekliniert.

An den Musikern lag's nicht. Der Bariton Holger Falk sowie die Multi-Instrumentalisten Dietmar Wiesner, Rainer Römer und Jürgen Ruck vom Ensemble Modern lauschten der mal ironisch-militärischen, mal entfernt folkloristischen und meist in jähen Intervallen wirbelnden Musik zwischen den überdeutlichen Botschaften ab, was nur an Farben und Delikatesse herauszuholen war. Nicht auszudenken, es wären weniger exquisite Interpreten am Werk gewesen.