Er klagt gegen die Vergabe von Sendeplätzen an Dritte. Thomas Gottschalks Vorabend-Talk verlor rasant an Quote. Mancher freut sich sogar darüber.

Erst klagte nur der Nachrichtensender N24 gegen die Entscheidung der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK), die Sendeplätze für unabhängige Dritte abermals an die DCTP des Filmemachers Alexander Kluge und die News and Pictures des Mainzer TV-Unternehmers Josef Buchheit zu vergeben. Nun hat auch die Berliner Meta productions Klage eingereicht, die der Produktionsfirma Endemol und dem TV-Moderator Ulrich Meyer gehört. Außer Meyers "akte 20.12" produziert sie die MDR -Formate "Escher" und "Die Spur der Täter". N24 hält das Verfahren für unrechtmäßig, weil Sendervertretern vorab seitens der LMK gesagt worden sei, die Sendelizenzen würden ohnehin wieder an die DCTP und an News & Pictures gehen. Meta productions will laut Geschäftsführer Ollie Weiberg mit der Klage "das intransparente Verfahren der LMK sichtbar machen".

Eine N24-Sprecherin schließt übrigens aus, dass der Konflikt aus der Welt geschafft werden könnte, wenn Produktionen des Senders in das DCTP-Portfolio übernommen würden. "Das ist für uns kein Thema", sagt sie. Der ehemalige "Spiegel" -Chefredakteur Stefan Aust, einer der zwei Hauptgesellschafter von N24, hat dennoch keine Berührungsängste mit der Kluge-Firma. Für sie drehte er mit seiner Produktionsgesellschaft Agenda Media einen Beitrag über Herman Melvilles Roman "Moby Dick", der in der Reihe "News & Stories" bei Sat.1 am 27. November 2011 ausgerechnet auf einem der Sendeplätze lief, um die es in der N24-Klage geht. Zwei weitere Aust-Produktionen für die DCTP sind bereits in Arbeit.

Offenbar nicht jeder in der ARD ist über den rasanten Quotenverfall von Thomas Gottschalks Vorabend-Talk betrübt. Beim MDR soll es Mitarbeiter geben, die der Misserfolg von "Gottschalk live" mit klammheimlicher Freude erfüllt. Hintergrund ist wohl, dass wegen der Sendung das MDR-Boulevardmagazin "Brisant" um zehn Minuten verkürzt wurde. Vor diesem Schritt hatte bereits im November die MDR-Medienforschung in einer Studie gewarnt. Die Quoten-Probleme des ARD-Vorabendprogramms rühren demnach daher, dass nach dem Ende von "Brisant" die Zuschauer in Scharen ab- oder umschalten. Doch die Warnungen der Medienforscher wurden ignoriert. Und beim MDR ist man nun offenbar verstimmt: Auffällig war jedenfalls, dass vergangenen Montag, als selbst die 17-Uhr- "Tagesschau" in einem länglichen Beitrag auf die Gottschalk-Premiere hinwies, die Sendung des Entertainers von "Brisant" mit keinem Wort erwähnt wurde. Kurios an all dem ist, dass es der einstige MDR-Intendant Udo Reiter war, der Anfang 2011 Gottschalk zur ARD lotste.

Bei der Bremer Tageszeitungen AG ( "Weser-Kurier") fürchten die Mitarbeiter um den Bestand der Anzeigentochter MVB. Aufgeschreckt hat sie eine Anzeige der Stark Kundenservice Center Achim GmbH im "Weser-Kurier" vom 7. Januar. Darin sucht die Firma, die ebenfalls Anzeigen der Mediengruppe verkauft, im großen Stil neue Mitarbeiter. Stark-Mitarbeiter arbeiten zu schlechteren Konditionen als die Beschäftigten der MVB, von denen einige noch Tarifgehälter beziehen. Der Betriebsrat und manche Mitarbeiter befürchten nun, die Anzeige sei ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen: Der Verlag habe längst entschieden, die Anzeigenvermarktung komplett in die Hände von Stark zu geben. Entweder die etwa 70 MVB-Mitarbeiter seien bereit, zu schlechteren Bedingungen für die Firma aus Achim zu arbeiten, oder sie stünden künftig auf der Straße. Als Indiz für das bevorstehende Aus der MVB wird in einer Betriebsratsinfo der Wechsel des bisherigen MVB-Geschäftsführers Michael Sulenski zu Stark gewertet. Dem widerspricht der Marketingleiter der Bremer Tageszeitungen AG, David Koopmann: Konkrete Pläne für eine Trennung von der MVB gebe es nicht.