Die Dokumentation “Arirang“ des südkoreanischen Regisseurs Kim Ki-Duk lässt tief blicken und erweist sich als eine Art der Selbsttherapie

"Ich kann gerade keine Filme machen, also filme ich mich selbst", sagt Kim Ki-Duk, und dabei sitzt er in einer Holzhütte, in der es so kalt ist, dass er zusätzlich ein Zelt aufgebaut hat. Tatsächlich befindet sich der südkoreanische Regisseur in einer schweren psychischen Krise, seit 2008 beim Dreh zu seinem Film "Dreams" eine Schauspielerin fast zu Tode gekommen wäre. Drei Jahre ist das nun her, und ganz langsam beginnt Kim Ki-Duk sich aus seiner lähmenden Depression zu lösen, indem er die Digitalkamera laufen lässt, über seine Selbstzweifel redet und außerdem die beschimpft, die ihm den Rücken kehrten, als sie sich anderswo größere berufliche Vorteile versprachen.

Doch natürlich ist Kim Ki-Duk viel zu selbstreflexiv, um lediglich seine Wut und Verzweiflung abzubilden. Am Computermonitor schafft er sich ein Gegenüber, das ihn mit unbequemen Fragen traktiert, das die Authentizität seiner Tränen infrage stellt, ja ihn bisweilen ob seiner Schwäche geradezu verhöhnt. Und immer wieder singt der 51-Jährige zwischendurch das Volkslied "Arirang", in dem es so passend heißt "Mal geht's bergauf, mal geht's bergab".

Wie im Rausch hatte Kim Ki-Duk 15 Filme in zwölf Jahren gedreht und viele internationale Preise gewonnen. Doch "Arirang" nimmt eine Sonderstellung ein, ist ein Stück Selbsttherapie, die den zerrissenen, schon als Kind furchtbar einsamen Menschen hinter Meisterwerken wie "Seom - Die Insel" oder "Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling" sichtbar macht. Eine Selbsttherapie, die von Erfolg gekrönt war: Im September vergangenen Jahres stellte Kim Ki-Duk in San Sebastian seinen neuen Film "Amen" vor.

++++- Arirang Südkorea 2011, 93 Min., ab 12 J., R: Kim Ki-Duk, tägl.: 3001 (OmU); www.rapideyemoves.de