Ein lustiger Roman: “Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“

Rund 400 Seiten umfasst der Roman "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand", und nur die erste Seite ist erwartbar - wegen des Titels: Allan Karlsson beschließt an seinem 100. Geburtstag, trotz seiner knacksenden Kniegelenke aus dem Fenster im Erdgeschoss des Altenheims zu steigen und zu verduften. Auf den restlichen Seiten des Buchs erzählt der Schwede Jonas Jonasson in seinem Debütroman eine Geschichte, die so überdreht, humorvoll und unerwartet ist, dass keineswegs allzu viel davon verraten werden soll.

Nur so viel: Der flüchtige Hundertjährige kauft sich im Reisebüro eine Fahrkarte für den Bus, und als dieser mit ihm abfährt, befindet sich in seinem Besitz ein Reisekoffer, der kurz davor noch einem jungen Mann gehört hat. Dann wird sich herausstellen, dass der geklaute Koffer randvoll mit Geldnoten gefüllt ist. Mit 50 Millionen Kronen, die der junge Mann - der, wie sich herausstellt, "Bolzen" genannt wird - allerdings nicht mit ehrlicher Arbeit verdient hat. Allan Karlsson hat nun also mehrere Verfolger: Kriminalkommissar Göran Aronsson, der sein Verschwinden klären will, und die Verbrecherbande, die gerne ihr Geld wiederhaben möchte, bitte schön.

Dies ist die Ebene des Romans, die der eigentlichen Handlung. Allan Karlsson wird die Bekanntschaft von weiteren Kriminellen machen - darunter "Bolzens" Kollege "Humpen" und dessen Chef "Piranha", ein Imbissbudenbesitzer, der so ziemlich alles fast zu Ende studiert hat -, wird einen neuen Sinn im Leben finden, es wird viel Schnaps getrunken, und immer mal wieder kommt einer ums Leben: manchmal sogar mehrfach. Der Elefant, der auf dem Buch zu sehen ist, wird auch eine Rolle spielen. Er heißt übrigens Sonja und mag Allan sehr gerne.

Die zweite Ebene, die sich kapitelweise mit der Handlung abwechselt, erzählt Karlssons 100-jähriges Leben. Diese Ebene ist noch skurriler. Und noch überraschender und lustiger. Also nur so viel: Ohne den Sprengstoffexperten Karlsson hätte die Weltgeschichte einen anderen Verlauf genommen - und das gleich mehrfach. Es wird sehr viel Schnaps getrunken, der Himalaja überquert, Stalin bekommt einen Wutanfall, und ein Bruder von Einstein ist auch mit von der Partie.

Wer den Roman liest, wird 400 Seiten lang ein Lächeln im Gesicht tragen. Weil Jonas Jonasson luftig und pointiert schreiben kann und weil die Übersetzung sehr gelungen ist. Jonasson sagt, dass er bereits am nächsten Buch arbeite, Arbeitstitel: "Der Analphabet, der wusste, wie man rechnet".

Wer sein Debüt gelesen hat, weiß: Das kann stimmen, muss aber nicht. Jonas Jonassons Fantasie ist alles zuzutrauen. "Der Hundertjährige ..." steht seit Monaten auch in Deutschland auf der Bestsellerliste.

Jonas Jonasson: "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand". Übers. v. Wibke Kuhn. carl's books, 416 S., 14,99 Euro