Bloodgroup spielt mitreißenden Elektropop im Uebel

Islands Kulturszene steht gerade hoch im Kurs. Das zeigen nicht nur die Ehrengasteinladung bei der Frankfurter Buchmesse im Vorjahr und der beeindruckende Roman "Am Sandfluss" von Gyrðir Elíasson über das förmliche Verwachsen eines einsamen Mannes mit der Natur. Sondern auch tolle Inszenierungen beim Nordwind-Festival auf Kampnagel oder aber immer wieder Björk und Sigur Rós - diesmal mit dem aufsehenerregenden App-Album "Biophilia" und dem fantastischen Konzertfilm "Inni".

Zur Spitze der isländischen Musikszene gehört seit 2009 sicher auch Bloodgroup. Das 2006 gegründete Quartett (live meistens ein Quintett) steht für ruhiges, energetisches Pulsieren, so, wie man es aus Island kennt: Es ist cool und doch irgendwie naturverbunden, tief und organisch. Ihr Zweitwerk "Dry Land" gilt in Island als bestes Album des Jahres 2009 und wird seit einer umfangreichen Tour im letzten Jahr auch in Deutschland hoch gehandelt. Bei einem Konzert im Hamburger Hafenklang vor einem Jahr tummelten sich zwar kaum 30 Besucher vor der Bühne. Dennoch schafften es die Musiker, in knapp 90 Minuten mit supertief pumpenden Beats und in feenhafte Höhen geschraubten Harmoniestimmen ein trancehaftes Kollektiverlebnis des Publikums zu erschaffen. Die Band ist bekannt für ihre unmittelbare Intensität und das Schütteln des Haupthaars bis auf den Boden.

In Bloodgroups Musik haben fast alle Instrumente Tasten: Keyboards hängen wie Gitarren um den Körper, werden von Sängerin Lilja Jonsdottir mit einem kleinen Blasschlauch betrieben und produzieren kreischende Riffs und Klänge wie Geigen. Popsongs wie "This Heart" und "Overload" sind zwar für den treibenden Dancefloor gemacht, versprühen dabei aber eine emotionale Tiefe, die kaum eine andere Band des Genres außer vielleicht The Knife erreicht. Alles in allem klingt Bloodgroup wie eine Mischung aus Madonna, Talking Heads und zeitgenössischem Elektro. Aber natürlich denkt der Island-Freund die Weite, das Spröde und die natürliche Einsamkeit mit in die Musik hinein.

Bloodgroup, Hannes Smith So 29.1., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Eintritt 10,- (Ak.); www.bloodgroup.is