Max Zähle geht mit “Raju“ ins Rennen, auch Wim Wenders hat Chancen. Der Stummfilm “The Artist“ ist der große Favorit

Hamburg/Los Angeles. "Es ist surreal. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben", sagte Max Zähle gestern dem Abendblatt, als er von der Oscar-Nominierung für seinen Kurzfilm "Raju" erfuhr. Der 34-Jährige ist zurzeit in den USA als Gast beim Sundance-Festival, gemeinsam mit seiner Freundin hat er sich dort live im Fernsehen die Show mit den Nominierungen angesehen.

Bereits vor einem halben Jahr hat Zähle, der an der Hamburg Media School studiert hat, mit diesem Film eine Bronzemedaille bei den Studenten-Oscars gewonnen. Jetzt winkt ihm sogar der "richtige" Academy Award. "Wir hatten eigentlich nicht mehr damit gerechnet", wundert sich der Regisseur. "Es ist auch toll für unsere indischen Mitarbeiter."

Zähles Kurzfilm "Raju", der in Teilen in Indien spielt, handelt von einem kleinen Jungen, den ein Ehepaar, gespielt von Wotan Wilke Möhring und Julia Richter, adoptieren möchte. Aber dann erfährt es, dass Raju kein Waisenjunge, sondern ein entführtes Kind ist. Sollen sie Raju trotzdem mit nach Deutschland nehmen? Auch an der Hamburg Media School wurde die Nominierung begeistert aufgenommen. "Es ist einfach großartig", sagte Studiengangsleiter Richard Reitinger: "Jetzt beginnt das ganz große Zittern."

Auch Wim Wenders hat gute Oscar-Chancen: Der deutsche Regisseur ist mit seiner 3-D-Hommage "Pina" nominiert worden. Die Dokumentation über die 2009 gestorbene legendäre Tänzerin Pina Bausch, Gründerin des Wuppertaler Tanztheaters, tritt bei der Oscar-Vergabe in der Sparte "Bester Dokumentarfilm" gegen vier Mitstreiter an.

Der französische Stummfilm "The Artist" ist jedoch der große Favorit auf die Oscars. Der Film von Michel Hazanavicius erhielt zehn Nominierungen, davon fünf in den wichtigen Hauptkategorien. Darunter ist auch der Hauptpreis für den besten Film. Hazanavicius kann die Trophäe als Regisseur und als Drehbuchautor gewinnen, Jean Dujardin als bester Hauptdarsteller und Ludovic Bource für die Musik. Weiterer Favorit ist George Clooneys Tragikomödie "The Descendants" mit fünf Nominierungen. Die Chance auf vier Statuetten hat das leise Rassendrama "The Help" ebenso wie Woody Allens "Midnight in Paris" und "Die Kunst zu gewinnen - Moneyball" mit Brad Pitt. "Albert Nobbs" mit Glenn Close ist für drei Oscars nominiert.

"Hugo Cabret", der märchenhafte Film von Martin Scorsese, ist zwar gleich elfmal nominiert und damit öfter als jeder andere Film, allerdings in weniger bedeutenden Kategorien.

Die Oscars werden am 26. Februar in Los Angeles verliehen.