“Gólgota Picnic“ im Thalia Gaußstraße von Mahnwachen und Sicherheitsvorkehrungen begleitet

Hamburg. Seit Tagen schlagen die Wogen hoch. Doch am Abend ging die Vorstellung von "Gólgota Picnic" des spanisch-argentinischen Theatermachers Rodrigo García anlässlich der Lessingtage wie geplant über die Bühne. Nur etwa 20 Gläubige waren gekommen, um mit einer friedlichen Mahnwache vor dem Thalia in der Gaußstraße zu protestieren.

Das Verwaltungsgericht Hamburg hatte gestern in einem Eilverfahren den Antrag der konservativen katholischen Piusbruderschaft abgelehnt, das Gastspiel des religions- und konsumkritischen Stückes zu untersagen. Die Vorstellung beeinträchtige nicht die individuelle Freiheit des Antragstellers, seinen Glauben als Christ zu praktizieren. Er könne der Aufführung fernbleiben, hieß es in der Begründung.

Gezeigt wird in dem umstrittenen Stück unter anderem eine Kreuzigungsszene, in der eine Frau in einem "Nackt-Kostüm" Jesus darstellt und die Dornenkrone auf einem Motorradhelm trägt, sowie ein bizarres Abendmahl zwischen Hamburger-Brötchen.

Das Thalia-Theater hatte sich gewappnet und Taschenkontrollen vor dem Gebäude durchführen lassen. Außerdem sicherten vier Polizisten die Vorstellung. Der anonyme deutschsprachige Blog Kreuz.net, bekannt für rechtsextreme, antisemitische und homosexuellenfeindliche Inhalte, hatte einen verklausulierten Aufruf zur Gewalt getätigt. Von "Stinkbomben oder Tränengas" oder "anderen gefährlicheren Störmaßnahmen" ist da die Rede. Zuvor waren Hunderte Protestmails beim Theater eingegangen. Das Erzbistum Hamburg hatte es dagegen abgelehnt, sich am Protest zu beteiligen. Der Geistliche Rektor der Katholischen Akademie Hamburg, Jesuitenpater Hermann Breulmann, nahm im Anschluss an die Vorstellung am Podiumsgespräch mit dem Publikum teil.

Die Angriffe auf das Stück seien nicht akzeptabel, sagte Johann Hinrich Claussen, Hauptpastor und Probst für den Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Hamburg-Ost. "Besonnene Christen aller Konfessionen in Hamburg haben ein hohes Interesse daran, dass die Freiheit der Kunst in unserer Stadt respektiert wird. Die zum Teil infamen und gewaltträchtigen Angriffe von religiösen Fundamentalisten müssen ein Ende finden."