Hamburg. In Extremsituationen zeigt sich die ehrliche, damit auch schäbige Seite des Menschen. Das gilt auch für Manager. Vier von ihnen schleppen sich tropfend aus dem Wasser durch den Nebel, der von der Bühne der Kammerspiele in die Zuschauer weht. Gestrandet auf einer Insel, das Boot gekentert, das sie zu einer von der Unternehmensspitze verordneten Teambuilding-Übung führen sollte.

Stattdessen landen sie in der Wildnis des wunderbar authentischen Waldes, den Sean Crowley da auf die Bühne gezimmert hat. Sobald sie trockene Kleider am Körper haben, gehen die Zickereien los. Regisseur Michael Bogdanov lässt die Zuschauer zweieinhalb Stunden lang in Tim Firths "Vier Männer im Nebel" auf eine Versuchsanordnung blicken, die aus Männern abseits der Zivilisation irgendwann Tiere macht. Eine gut gebaute, wenn auch etwas handlungsarme Komödie, die den Geist von William Goldings "Herr der Fliegen" atmet. Voller Verbalwitz, der nie in flachen Gewässern fischt. Ähnlich wie in der Deutschen liebstem Fernsehformat mangelt es an Essen. Die Nerven liegen blank. Gordon (ein aasiger Kotzbrocken: Stephan Benson) hat seinen Rucksack eingebüßt. Der pedantische Angus (souverän: Roland Renner) schleppt eine viel zu perfekte Ausrüstung mit. Und Roy (Peter Theiss) ist nach einer Krise pseudoreligiös geworden. Nur der für den verletzten Jens Wawrczeck eingesprungene Karsten Kramer ist als Kapitän zwanghaft um gute Laune bemüht. Eine Wonne, diesen furiosen Darstellern zuzusehen.

Diese Männer kennen das Leben nur aus der Mitte. Sie sind im mittleren Alter, im mittleren Management und leidlich zufrieden. Am Ende haben sie sich kaum entwickelt, aber zumindest Erkenntnisse über Selbst- und Fremdwahrnehmung gewonnen.

"Vier Männer im Nebel" bis 5.2., Hamburger Kammerspiele, Hartungstraße 9-11; www.hamburger-kammerspiele.de