Hamburg. Die Viola raunt und ruft, vor allem aber singt sie immer wieder sizilianische Melodien: Wie im Titel "Voci" angedeutet, verwandelt Berio das Instrument in seiner 1984 entstandenen Komposition in eine menschliche Stimme. Antoine Tamestit, der französische Teufelsbratscher, nutzte diese Vorlage, um das Laeiszhallen-Publikum mit einer großen Klangfarbenpalette zu faszinieren. Sie reichte von beißenden Klängen über heiseres Murmeln bis zu gewisperten Tanzrhythmen. Simone Young und ihr Orchester spannen die Gesprächsfäden fort, zerschlugen sie aber auch mitunter mit harschen Tutti-Attacken. Ein spannender Auftakt für das vielleicht mutigste Philharmoniker-Programm dieser Saison.

Mit Martinus "Fresken des Piero della Francesca" folgte ein mit breitem Pinsel ausgeführtes Klanggemälde. Nach dem Bad im Breitwandsound dauerte es, bis Young sich auf Dvoraks schlanke Geschmeidigkeit eingegroovt hatte. Die ersten "Slawischen Tänze" wirkten etwas hüftsteif und schwergewichtig. Doch ab dem dritten Stück versprühte sie mit den Philharmonikern schmissige Musizierlust - als hätte es zwischen ihr und ihnen nie atmosphärische Störungen gegeben.

Das Konzert wird heute, 20 Uhr, in der Laeiszhalle wiederholt.