Die britisch-dänischen Musiker vertonen für “Der Herr der Ringe - Das Konzert“ Gedichte und Lieder aus dem Fantasy-Meisterwerk.

CCH. 1992 wäre nicht nur John Ronald Reuel Tolkien 100 Jahre alt geworden, es war auch das Jahr, in dem der Däne Caspar Reiff beschloss, "Der Herr der Ringe" endlich im englischen Original zu lesen.

Schon vorher war der damals 21 Jahre alte Student an der Königlich Dänischen Akademie für Musik vom Opus magnum des Briten begeistert, doch nun fasste er einen Entschluss: Er begann, die Gedichte und Lieder, die Tolkien seinen Charakteren in den Mund gelegt hatte, zu vertonen. Sein Gitarrenlehrer Peter Hall und er nahmen die Kompositionen in ihr Repertoire auf, sie tingelten als Gitarrenduo durch Dänemark. Drei Jahre später erfuhr ein dänischer Adliger von den Musik gewordenen Tolkien-Gedichten und lud Reiff ein, auf seinem Schloss ein "Herr der Ringe"-Konzert zu spielen. Die Idee zum Tolkien-Ensemble wurde geboren. Zur gleichen Zeit soll sich am anderen Ende der Welt der neuseeländische Regisseur Peter Jackson erstmals Gedanken darüber gemacht haben, warum seit fast 20 Jahren niemand mehr versucht hatte, die epische Geschichte des "einen Rings" zu verfilmen.

Trotz der großen Entfernung sind beide Geschichten eng verknüpft. Der große Erfolg der Jackson-Trilogie lenkte eine weltweite Aufmerksamkeit auf alle, die sich mit Tolkien beschäftigten. Reiff ist sich sicher, dass das Tolkien-Ensemble sein Ziel, alle Gedichte und Lieder der drei Bücher zu vertonen, ohne diese Aufmerksamkeit nicht erreicht hätte. Denn in den 90er-Jahren gehörte "Der Herr der Ringe" zwar zum Kanon aller Fantasy-Begeisterten. Auch das Tolkien-Ensemble genoss in diesen Kreisen Wertschätzung. Seine Aufnahmen wurden vom Tolkien Estate - der Körperschaft, die die Rechte an den Werken Tolkiens verwaltet - gelobt. Und die dänische Königin Margrethe II., deren Zeichnungen die dänische Übersetzung des Buches schmücken, erteilte die Erlaubnis, ihre Illustrationen auch für die CDs der Gruppe zu nutzen. Tolkiens Tochter Priscilla lud das Ensemble schließlich nach England ein, dort spielte es vor der Tolkien-Gesellschaft.

Doch erst das Mammut-Projekt von Peter Jackson ebnete Tolkiens Hauptwerk - und damit auch dem Ensemble - den Weg in den Mainstream. Reiff und seine Mitstreiter eröffneten 2001 die dänische Premierenvorstellung des ersten Teils der Trilogie und konnten das Interesse von Christopher Lee gewinnen, der im Film den Zauberer Saruman spielt. Die Zusammenarbeit mit dem international bekannten Schauspieler trug ebenso zum langfristigen Erfolg des Tolkien-Ensembles bei wie die Aufnahme von Howard Shores Filmsoundtrack in das Repertoire.

Heute wird das dänisch-britische Ensemble von einem Orchester unterstützt, fast 100 Menschen sind Teil des Trosses, der Mittelerde auf Bühnen in aller Welt bringt. Die Show umfasst nach wie vor die Eigenkompositionen von Reiff und Hall sowie Shores Soundtrack. Christopher Lee ist zwar nicht persönlich anwesend, erfüllt seinen Teil des Programms aber immerhin als Videoeinspielung. Neu hinzugekommen - und auch hier hat Peter Jackson zumindest indirekt seine Hände im Spiel - sind Lieder aus "Der kleine Hobbit", der Vorgeschichte zu "Der Herr der Ringe". 2012 wird der erste von zwei Teilen in die Kinos kommen, Reiff und Co. nutzen die Vorfreude der Fans von Bilbo Beutlin, Gandalf und den Zwergen geschickt. Das Tolkien-Ensemble hätte sicher nichts dagegen, wenn Peter Jackson auch alle anderen Geschichten aus Mittelerde verfilmen würde.

Der Herr der Ringe - Das Konzert So 16.00, CCH (S Dammtor), Am Dammtor/Marseiller Straße, Karten an der Tageskasse zu 29,30 bis 56,80; www.tolkien-ensemble.net