Studio-Kino. Der kleine Wadim war sechs Jahre alt, als er mit seinen Eltern nach Deutschland kam. Die russischstämmigen Letten fühlten sich in ihrer Heimat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr sicher, doch ihr Asylantrag wurde abgelehnt. Viele Jahre waren sie in der Bundesrepublik lediglich geduldet, in ständiger Furcht vor Ausweisung und mit einem Arbeitsverbot belegt. Als Wadim 18 wurde, schob ihn die Hamburger Ausländerbehörde allein nach Lettland ab. In ein Land, mit dem ihn so gut wie nichts verband. Immer wieder kehrte der junge Mann in den folgenden Jahren illegal nach Hamburg, in seine eigentliche Heimat, zurück, zunehmend verstört und verzweifelt. Im Januar 2010 nahm er sich hier das Leben.

In ihrer bewegenden Dokumentation "Wadim" zeichnen Carsten Rau und Hauke Wendler das Schicksal des Jungen und seiner Familie nach, stellen aber auch weiterreichende Fragen - etwa danach, ob es eigentlich moralisch vertretbar ist, wenn Behörden einem Menschen sein gewohntes und geliebtes Lebensumfeld entziehen.

"Wadim" So 22.1., 11.00, Studio-Kino (U Feldstraße), Bernstorffstraße 93-95, Eintritt 7,50/6,50