Ein Fachblatt ehrt als Journalisten des Jahres auch Entertainer - und viele Norddeutsche. Darunter auch Autoren des Hamburger Abendblatts.

Hamburg. Die Medienstadt Hamburg hat schon stolzere Tage gesehen. Einst waren an Alster und Elbe Unternehmen aller Mediengattungen in großer Zahl vertreten. Doch in den 90er-Jahren setzte ein Exodus ein: Erst verließen mehrere TV-Sender die Stadt. Es folgten einige Plattenfirmen. Schließlich gingen noch ein paar Zeitungen.

Hamburg blieben die digitalen Medien - und jede Menge hochkarätiger Journalisten. Letzteres behauptet zumindest das Journalistenblatt "Medium Magazin". Es hat eine 64-köpfige Jury in elf Kategorien die jeweils zehn besten Journalisten des Jahres küren lassen. Hinzu kommen die zehn besten Redaktionen. Lässt man mal Berlin mit seinen vielen Hauptstadtbüros beiseite, lebt die Crème de la Crème der Branche in Hamburg: Wenn wir uns nicht irren, sind allein 23 Hamburger unter die insgesamt besten 110 Journalisten des Jahres 2011 gekommen.

Von den zehn besten Redaktionen kommen laut "Medium Magazin" drei aus Hamburg - und zwar die von NDR Info, "Spiegel Online" und der "Zeit". Okay, einen Spitzenrang belegt keine von ihnen. Auf Platz eins liegt die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", gefolgt von Deutschland Radio Wissen und der Berliner Wochenzeitung "Der Freitag".

Dafür stehen aber einige der Hamburger Journalisten in ihren Kategorien ganz oben: Stefan Buchen, der als freier Journalist vor allem für das NDR-Magazin "Panorama" arbeitet, ist bester Reporter des Jahres. Er habe "auf nachdrückliche und tiefgründige Weise die Umwälzungen im Nahen Osten erklärt", findet die Jury.

Bester Kulturjournalist des Jahres ist ebenfalls ein Hamburger: Willi Winkler, der vor allem für die "Süddeutsche Zeitung" schreibt, zeige, so die Juroren, "welche Tiefe und thematische Spannbreite im politischen Kulturjournalismus möglich und nötig ist".

Zweitbeste Unterhaltungsjournalistin ist die brillante Glossenschreiberin Silke Burmester aus dem beschaulichen Volksdorf. Und in der Kategorie "Autoren Regional", darauf sind wir besonders stolz, belegt das investigative Reporterduo des Abendblatts Volker ter Haseborg und Lars-Marten Nagel ebenfalls Platz zwei. Die beiden sind nicht die einzigen Abendblatt-Journalisten, die dem "Medium Magazin" aufgefallen sind: Abendblatt-Chef Lars Haider ist drittbester "Chefredakteur Regional".

Doch zurück zu den Zweitplatzierten. Diesen Rang belegt in der Kategorie "Newcomer" der Altonaer Steffen Hallaschka ("Stern TV"). Der ist zwar schon 40 Jahre alt und bereits seit knapp 20 Jahren im Job. Aber er ist immer noch jünger als der Chefredakteur des Hamburger Wirtschaftsmagazins "Enorm", Thomas Friemel, der 2012 sein 45. Lebensjahr vollendet und auf der Newcomer-Rangliste den fünften Platz belegt. Beim "Medium Magazin" geht er aber dennoch irgendwie als Neuling durch.

Auch in der Kategorie "Unterhaltung" findet man Namen, die niemand dort vermutet. Auf Platz sechs steht die Hamburgerin Ina Müller. Sie ist bekanntlich Entertainerin und hat mit Journalismus ungefähr so viel zu tun wie die Seemannskneipe Schellfischposten mit einer urigen Almhütte. Ist für das "Medium Magazin" jeder Kreative ein Journalist? Offenbar schon: Denn Unterhaltungsjournalist des Jahres war für das Fachblatt der Showstar Thomas Gottschalk, der ja schon wiederholt zu Protokoll gegeben hat, dass er sich nicht als Journalist versteht. Platz drei belegen die Nachwuchs-Entertainer Joachim "Joko" Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf vor dem Kabarettisten Frank-Markus Barwasser ("Pelzig hält sich"), der immerhin mal als Journalist gearbeitet hat.

Was lernen wir aus all dem: Manche Auszeichnung sonnt sich gern im Glanz großer Namen. Und Journalisten-Ranglisten muss man nicht sonderlich ernst nehmen - aber wenn man selber auf einer steht, ist es dennoch schön.