Laeiszhalle. Im ersten Philharmonischen Konzert des Jahres wandeln Opernchefin Simone Young und ihr Orchester auf ungewohnten Pfaden: keine klassische Sinfonie. Auch kein berühmtes Solokonzert. Sondern ein Programm abseits des Mainstreams. Anton Dvoraks "Slawische Tänze" gehören noch so halbwegs zum Standardrepertoire. Nicht aber das Orchesterstück "Die Fresken des Piero della Francesca" von Bohuslav Martinu, in denen der Komponist die mysteriöse Atmosphäre der Franziskuskirche in Arezzo einfängt und in Töne kleidet.

Ebenso wenig bekannt und mindestens genauso spannend sind die 1984 entstandenen "Voci (Folk Songs II)" von Luciano Berio. Als Solist dieses ungewöhnlichen Konzerts hat Simone Young den großartigen französischen Bratscher Antoine Tamestit engagiert, der mit leuchtenden Augen von dem Stück schwärmt: "Es ist wirklich ein Meisterwerk des 20. Jahrhunderts. Berio beleuchtet hier ganz unterschiedliche Aspekte der menschlichen Stimme. In der Bratsche sind nicht nur alte sizilianische Volkslieder zu hören, sondern zum Beispiel auch die Marktschreie von Straßenverkäufern. Dagegen repräsentiert das Orchester die Gesellschaft. Es reagiert auf die Melodien und Gesänge der Bratsche, hat aber auch eine ganz eigene Stimme." Das außergewöhnliche Konzert ist gleich zweimal in der Laeiszhalle zu erleben.

Philharmonisches Konzert So 22.1., 11.00, Mo 23.1., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Tickets zu 9,- bis 44,- unter T. 35 66 86; www.philharmoniker-hamburg.de